Freitag, 30. November 2012

Drama, baby...

Kennt Ihr das? Wenn soviel passiert bzw. es soviel zu erzählen gibt, dass man gar nicht weiß, wo man anfangen soll und deshalb einfach gar nichts sagt? So ging es mir in den letzten Tagen, aber nach einer längeren Schweigepause habe ich mich nun doch aufgerafft und zum Glück meinen Laptop zwischen gefühlten 8000 Umzugskartons wiederentdeckt - und hier sitze ich nun.
Als erstes kann ich berichten, dass nach einem knappen halben Jahr Lenas tägliche intravenöse Antimykotika-Therapie endlich beendet ist. Am Montag wurde ihr Fall auf der monatlichen Tumorkonferenz abermals intensiv diskutiert und am Dienstag hatten wir ein längeres Gespräch mit Professor Schwabe, der damals auch die Diagnose gestellt hat. Es war irgendwie ein bisschen gruselig, fast wie ein Deja-Vu, plötzlich wieder im gleichen Zimmer zu sitzen, zufälligerweise auch wie schon beim ersten Mal an einem Dienstag, und darauf zu warten, welche Worte wohl diesmal dem Professorenmund entfleuchen würden. 
Glücklicherweise können wir uns aktuell aber nicht beschweren. Die tägliche 800-Euro-Caspofungin-Ration gehört  - hoffentlich für alle Zeiten - der Vergangenheit an. Aus diesem Grund kann ihr nun auch endlich der Hickmann-Katheter entfernt werden. Die Operation ist für den 17.12. geplant, was auf den Tag genau zehn Monate nach der OP ist, bei dem ihr der Katheter eingepflanzt wurde. In der kommenden Woche erhält sie wieder ihren monatlichen Chemoblock, der aber üblicherweise ambulant durchgeführt wird. Sobald sie keinen "Hicki" mehr hat, wird sie die Chemotherapie entweder per Braunüle oder Spritze bekommen. Außerdem stehen für die nächsten 12 Monate weiterhin die täglichen Chemotabletten auf dem Medikationsplan, die tägliche orale Pilztherapie sowie diverse Antibiotika, die sie ebenfalls jeden Tag einwerfen muss. Damit uns nicht langweilig wird, fahren wir bis September nächsten Jahres ein- bis zweimal wöchentlich zur Blutbildkontrolle in die Klinik, denn Lenas Werte lassen leider weiter eher zu wünschen übrig. Sie reagiert auch auf die minimalsten Chemodosen extrem empfindlich, aber ich interpretiere das ganz optimistisch als Zeichen dafür, dass der Scheiß (sorry...) offensichtlich sehr wirksam ist und die Leukämie in den nächsten Jahren in Schach halten wird. Wenn sie fünf Jahre ohne Rezidiv schafft, gilt sie als geheilt. Bis dahin wird sich unser Leben vorwiegend zwischen Hoffen und Bangen bewegen, aber mit jedem Tag, der ohne schlechte Nachrichten vergeht, schlägt das Pendel zugunsten der Hoffnung aus. Wir schmeißen alles in die Waagschale, was geht - Lena hat sich am Dienstag zu dem sehr symbolischen Akt hinreißen lassen, unsere letzte verbleibende Caspofungin-Flasche mit ganzer Kraft zu zerstören und so soll es weitergehen. 
Anbei das "Caspo-Drama" in drei Akten:

 
Exposition


Höhe-/Wendepunkt, Peripetie  


  
Katastrophe
Tragisches Ende des Dramas aus Sicht der Flasche

Zeitlich gesehen passt das Ende der täglichen Infusionen natürlich sehr gut zu einer weiteren, wenn auch beiweitem nicht so dramatischen Herausforderung meines bzw. unseres Lebens, dem Umzug. 
Manchmal denke ich, dass ich mich bei der ganzen Sache doch etwas weit aus dem Fenster gelehnt habe, aber nun gibt es kein Zurück mehr - am 12. Dezember steht der Umzugswagen bzw. vermutlich eine ganze Kolonne von LKWs vor der Tür und bis dahin muss alles hübsch in Kisten verpackt sein. Bei zwei Erwachsenen, drei Kindern und einem Hund kommt da schon ganz schön was zusammen. Normalerweise habe ich ja eine blühende Phantasie, aber hier lässt mich mein Vorstellungsvermögen, wie ich das alles so hinbekommen soll, doch etwas im Stich. Heute Abend muss die Packerei auf jeden Fall ruhen, denn dann muss das Mütterchen noch schnell drei selbstgebastelte Adventskalender füllen und von den Kindern unbemerkt in den jeweiligen Zimmern anbringen. Zwischen all den Kartons die nötige Vorweihnachtsstimmung zu erzeugen, ist gar nicht so einfach. Vielleicht wickele ich einfach Lichterketten um all die Papptürme, die überall im Haus rumstehen.

Obwohl dieser Blog ja kein Buch ist, möchte ich heute trotzdem an den Schluss eine kleine Danksagung setzen: 
Ich danke meinen beiden Freundinnen Sandra und Sarah, die mich letzte Woche mit einem mehr als köstlichen Dinner überrascht haben, was sie mir bei uns zuhause in der Küche zubereitet haben. Es gab Blumen und meinen Lieblingswein und ich war wirklich zu Tränen gerührt... Außerdem bedanke ich mich bei Martina und Caspar, die mir aus Hannover persönlich eine Suppe vorbeigebracht haben und freue mich über die vielen lieben Angebote, mich zu bekochen und zu umsorgen. Auch wenn ich sie noch nicht in Anspruch genommen habe, ist Aufatmen nicht angesagt, liebe Freunde - ich werde darauf zurückkommen... :-)
Insgesamt stelle ich fest, dass sich das Jammern hierzulande doch lohnt. Es ist zwar nicht sehr sexy, aber das Ergebnis stimmt - und das ist schließlich die Hauptsache!
In diesem Sinne,
ein schönes Wochenende und einen schönen ersten Advent!

Mittwoch, 21. November 2012

Yo, Yoga...

Mein Wunsch, nicht nur ein besserer, sondern auch strafferer Mensch zu werden, steht leider in krassem Gegensatz zu meinem aktuellen Ess- und Trinkverhalten. So habe ich nach meiner heutigen Yogastunde erst einmal mein niegelnagelneues "Ultimative Cupcake Set" von der Post abgeholt und auf meinem iPad das Internet nach ebenso ultimativen Cupcake-Rezepten durchforstet, während ich mir eine doppelte Portion Kartoffelauflauf genehmigt habe. Die trifft nun in meinem Magen auf die vermutlich noch nicht ganz verdaute Mahlzeit von gestern Abend (22.00 Uhr, sehr gesund...), die neben einer Flasche Wein aus einem Rinderfilet mit Pfeffersauce und Pommes bestand. Heute morgen habe ich zwei Käsebrote und ein Ei draufgeworfen und warte nun darauf, dass es endlich Zeit wird für das Abendessen. Und mindestens ein Glas Wein. Liegt's an meinem verfluchten ELLE-Genusshoroskop, von wegen Nähren und so? Oder mangelt es mir schlicht und einfach an Disziplin?
Essen hat schon immer eine nicht zu unterschätzende Rolle in meinem Leben gespielt, aber so langsam sieht es nach einer Hauptrolle aus und das ist nicht gut. Zuviel Klischee... Viel besser als die ständige Esserei tut mir ohne Zweifel das Yoga. Mittlerweile ist es schon gut drei Monate her, dass ich auf den herabschauenden Hund gekommen bin und ich bin wirklich sehr glücklich darüber. Trotzdem muss ich mich jedes Mal sehr zusammenreißen, um nicht noch kurz vorher in der allerletzten Sekunde abzusagen, weil es außer Malou und dem herabschauenden Exemplar noch einen dritten Hund in meinem Leben gibt, den zu Recht viel gescholtenen inneren Schweinehund. Ohne dieses Vieh hätte ich längst die ersten Umzugskartons gepackt, drei Kilo weniger auf der Waage und überhaupt ganz viele Probleme nicht. Gerne bemühe ich ja alle möglichen Ausreden, warum ich nicht jeden Morgen einfach eine Stunde früher aufstehe und zum Beispiel joggen gehe. Wenn nicht das Krankenhaus wäre... Wenn ich nicht noch eine Grundsatzdiskussion mit meiner Putzfrau führen müsste... Wenn nicht all die Emails wären, die ich noch lesen muss... Wenn, wenn, wenn... Mein Mann kriegt das mit dem Laufen komischerweise immer auf die Reihe, obwohl er auch nicht gerade Zeit im Übermaß hat. Und nicht nur er - jedes Mal, wenn ich aus dem Fenster schaue, joggt gerade irgendjemand an unserem Haus vorbei. Die Jogger sehe ich sogar spät abends, wenn ich noch eine letzte Gassirunde mit Malou drehe - mein persönliches sportliches Highlight an den meisten Tagen. 
Dabei tut Bewegung so gut. Ich liebe es, wie ich mich nach dem Yoga fühle, manchmal sogar währenddessen. Ich bin voll konzentriert, nur auf mich und meinen Körper und darauf, nicht tödlich zu verunglücken, was bei manchen Asanas durchaus passieren könnte. Nichts lenkt mich ab, auch kein Gedanke an die Krankheit, was eine ungeheuerliche Erholung und Entspannung bedeutet, wenn auch nur für eine Stunde. Aber 60 Minuten sind tausendmal besser als nichts. Direkt nach der Stunde nehme ich mir immer vor, zukünftig auch alleine zumindest jeden zweiten Tag ein paar Übungen zu machen und eines Tages meine geliebte Yogalehrerin Elena mit der "Krähe" zu überraschen. Aber bisher ist es immer bei dem Vorsatz geblieben und das ärgert mich. 
Darum schließe ich jetzt einfach hier und an dieser Stelle eine öffentliche Wette mit mir selbst ab. Ich wette, dass ich es schaffe, bis spätestens Ende Januar eine passable Krähe hinzubekommen, so wahr mir Gott helfe. Und sobald ich sie solange halten kann, dass Lena dabei ihre Kamera zücken und abdrücken kann, ohne dass ich in der Zwischenzeit umfalle, werde ich das hier in Form eines Fotos dokumentieren.

Es ist zwar eher unwahrscheinlich, dass das bei mir irgendwann mal so aussehen wird, aber man wächst ja bekanntlich mit seinen Aufgaben - also "Tschüß, Schweinehund" und "Hallo, Krähe"...

Wer Lust hat, kann mich gerne zu meinen Fortschritten befragen bzw. mich regelmäßig an mein Gelübde erinnern, damit selbiges nicht bereits heute Abend vor dem Fernseher schon wieder in Vergessenheit gerät. 

In diesem Sinne,
Namaste!

Montag, 19. November 2012

Great Expectations

Mit Erwartungen ist es ja so eine Sache - schon im normalen Leben. Wenn man sich aber mit Vollgas einem physischen und psychischen Zusammenbruch nähert, macht das die Sache noch um einiges komplizierter.
Zum Beispiel würde ich mich wirklich sehr darüber freuen, wenn sich irgendwann auch mal wieder jemand um mich kümmern könnte, mir ein Glas Rotwein einschenken und ein Butterbrot schmieren oder eine Suppe kochen würde, aber offensichtlich habe ich in den letzten neun Monaten endgültig verlernt, meine Wünsche und Erwartungen in die passenden Worte zu kleiden, damit sie erhört und im besten Falle auch hin und wieder erfüllt werden. Schon vor Lenas Erkrankung war ich diesbezüglich kein großer Meister und habe heimlich die Hoffnung gehegt, dass meine Lieben doch bitte meine Gedanken lesen mögen, um mir all meine Herzenswünsche zu erfüllen. Ich muss vermutlich nicht betonen, dass das nur sehr selten bzw. so gut wie nie funktioniert hat. Nun aber scheint meine gedankliche Schrift unleserlicher denn je zu sein.

Das letzte Dreivierteljahr hat mir doch einiges abverlangt - das kann ich sagen, ohne dabei sonderlich zu übertreiben. Dass man als Mutter in einer solchen Situation über Wochen und Monate hinweg mehr oder weniger perfekt funktioniert, versteht sich von selbst. Und auch wenn man manchmal heimlich denkt, dass man wirklich nicht mehr kann, sagt man das natürlich nicht, sondern macht einfach weiter. In dieser Hinsicht unterscheide ich mich nicht im Geringsten von all den anderen Müttern (und teilweise auch Vätern), die ich in den langen Monaten unseres Klinikaufenthaltes kennengelernt habe. Natürlich bin ich mehr als urlaubsreif, aber selbstverständlich fahre ich NICHT in Urlaub, wie denn auch? Erstens ist es zeitlich nicht drin und zweitens könnte ich einen Urlaub auch gar nicht genießen. Mich würde von morgens bis abends das schlechte Gewissen plagen, das sich ja schon meldet, wenn ich nur beim Friseur sitze und mein ELLE-Genuss-Horoskop lese... Wie kann ich in Urlaub fahren, wenn mein Kind zuhause bleiben muss, weil es Krebs hat? Undenkbar! Also nöle ich hin und wieder mal rum, dass ich dringend eine Pause brauche, aber ansonsten funktioniert das Mütterchen wie eine gut geölte Nähmaschine und rattert mal mehr und mal weniger gestresst zuverlässig vor sich hin. Zum Glück geht es Lena im Moment so gut, dass ich nicht jeden Abend mit dem Gedanken einschlafe, dass dies vielleicht auf unabsehbare Zeit die letzte Nacht sein könnte, die wir zuhause verbringen, weil wir wegen Komplikationen wieder in die Klinik einrücken müssen. Das ist schön und lässt mir Zeit, mich um meine beiden anderen Kinder zu kümmern, die sich aktuell von einer Mittelohrentzündung zur nächsten schleppen. 

Mal ganz ehrlich? Ich habe keine Lust mehr! Ich bin erledigt! Fertig! Perdue! Done! Aber kann ich das in vernünftige Worte packen und sagen, dass ich auf dem letzten Loch pfeife und meine Kräfte aufgebraucht sind? Nein, das kann ich nicht. Schließlich ist es nämlich auch ganz schön, plötzlich als Fels in der Brandung wahrgenommen zu werden, als perfekte Mutter, die sich unermüdlich um ihr krankes Kind kümmert und nebenbei noch zwei andere Kinder plus Hund plus Umzug plus Weihnachten wuppt. Jammern passt da nicht und kratzt am Lack. Also behalte ich das Gefühl der Überforderung weitestgehend für mich und warte klammheimlich darauf, dass das mit dem Gedankenlesen vielleicht doch eines Tages klappt. So viel gibt es ja auch gar nicht zu lesen. Vielleicht mal das oben erwähnte Süppchen oder ein simples Dankeschön. Ein Frühstückstisch, der nicht noch abends um 18.30 Uhr darauf wartet, abgeräumt zu werden. Aber vielleicht ist meine gedankliche Schrift wie schon oben erwähnt einfach nicht leserlich genug oder in einer Sprache verfasst, die außer mir keiner versteht. In dem Fall kann ich dann bis zum Sankt Nimmerleinstag auf die Erfüllung meiner Wünsche warten, was aber wirklich sehr bedauerlich wäre. 

Damit das nicht passiert, schreibe ich es deshalb nun an dieser Stelle schwarz auf weiß auf - und zwar an jemanden, der für solche Wünsche zuständig ist:



Lieber Weihnachtsmann,

hier mein Wunschzettel für 2013 (und gerne auch noch für die letzten Wochen in 2012):
  1. Ein tolles, selbstgekochtes Essen, zusammen mit einem Glas Rotwein. Ich wünsche mir, dass es mir jemand zubereitet, der daran auch wirklich Spaß hat und es nicht als reine Pflichterfüllung betrachtet. 
  2. Ein aushäusiges und romantisches Wochenende, nur mit meinem Mann. 
  3. Ich wäre gerne eine Mutter, die ein Recht darauf hat, nicht immer perfekt und gut gelaunt sein zu müssen, sondern der man auch mal schlechte Laune oder einen hysterischen Heulkrampf zugesteht. Außerdem möchte ich nicht schon im Oktober wissen müssen, was ich Weihnachten koche.
  4. Ich wünsche mir, dass meine Kinder den Fernseher ausmachen und sich die Zähne putzen, wenn ich sie darum bitte.
Vielen Dank,
Dein Frenzy-Girl

Samstag, 17. November 2012

Sternstunden

Auch auf die Gefahr hin, dass ich jetzt einigen Kollegen von der schreibenden Zunft eventuell mächtig auf die Füße trete oder irgendjemandes (kann man das so schreiben, stimmt das grammatikalisch?) persönlichen Geschmack beleidige, musste ich in der Vergangenheit leider immer wieder feststellen, dass die deutsche ELLE mit Abstand das spießigste und langweiligste Modemagazin ist, das das deutsche Verlagswesen aktuell auf dem Markt hat. Sogar die Brigitte ist irgendwie cooler und witziger. Aber als ich gestern beim Friseur war, gab es leider nichts anderes zu lesen. Und bevor ich die "GQ" lese und mir beim Betrachten der Fotos von den "schönsten Girls der Welt" Gedanken darüber mache, ob ich meinem Mann zu Weihnachten eher einen Maserati Quattroporte oder einen Granturismo oder doch gleich einen Privatjet schenke, entschied ich mich dann doch lieber für die Dezemberausgabe der ELLE, die nicht nur wertvolle Tipps auf Lager hatte, was ich am besten anziehe oder mitbringe zum Christkindlmarkt (Smartphone von Motorola), zum Adventstee (Nagellack Fallen Angel (?!?) von Estée Lauder) und natürlich zum Festessen (einen weißen Porzellanhirsch von Nymphenburg, Kostenpunkt ca. 1000 Euro). Diesmal gab es auch ein echtes Highlight, nämlich das Genuss-Horoskop in der Katerogie Lifestyle. Dort war wirklich Erhellendes über mein Sternzeichen (Krebs... welche Ironie des Schicksals) zu erfahren. Meine Wohlfühl-Top-Five in 2013 lesen sich wie folgt:
1. Frische Rosen (ab Juli 2013 wird sich der ein oder andere Verehrer finden). Das ist schön zu hören, allerdings würde ich an dieser Stelle gerne alle potentiellen Verehrer schon mal darauf hinweisen, dass ich mir leider wirklich nicht das geringste aus Rosen mache. 
2. Frische Bettwäsche (aha...), denn
3. liebt der Krebs seinen Schlaf über alles (Richtig!!! Volle Punktzahl!!!). Kein anderes Sternzeichen braucht ihn so (Jawohl! Endlich ist es erwiesen! Könnte jemand meine vierjährige Tochter davon in Kenntnis setzen?)
4. Hautkontakt (z.B. ayurvedische Massagen). Naja, ich weiß nicht so recht. Habe im vorletzten Skiurlaub schlechte Massageerfahrungen gemacht und bin seither traumatisiert.
5. "Nähren" bzw. Essen mit den Lieben. Na bitte, ich kann also gar nichts dafür, dass ich mich von Jeansgröße 28 strammen Schrittes der 30 nähere. Mein Sternzeichen ist schuld! Meine Eltern, die mich so gezeugt haben, dass ich am 30. Juni auf die Welt kam. Ich muss mich NÄHREN, das steht sogar in der Zeitung.
Da muss ich meine schlechte Meinung bezüglich der ELLE aber nochmal überdenken. Es wird dann nämlich auch noch richtig poetisch: Die Genussformel des Krebses lautet: Aber bitte mit Sahne - zu Süßem und Salzigem, zu Waffeln, in Panna Cotta oder auch in Hühnerfrikassee. Ein Krebs mag es, für sich und andere am Herd zu stehen. Wenn dann Jupiter ab Juni in Ihr Zeichen wandert, sind Sie wie ein sozialer Magnet: Freunde reißen sich um eine Einladung zum Essen. Ach, Jupiter, magst Du nicht schon früher in meinem Zeichen vorbeischauen? Bis Juni dauert es noch so lange und demnächst habe ich doch meine tolle, neue Küche. Außerdem wollte ich im Juni vielleicht endlich mal wieder in Urlaub fahren und bin dann gar nicht zuhause, wenn alle meine Freunde kommen. 
Ganz zum Schluss gibt es dann sogar noch einen astrologischen Kochbuch-Tipp: Alfredissimo Pasta" von Alfred Biolek. Das ist zwar schon vor über 10 Jahren erschienen, aber bei Amazon gibt es zum Glück noch ein Restexemplar, das ich mir selbstverständlich umgehend besorgen werde!

Chapeau, ELLE! Leider ist der/die Verfasser(in) des Artikels nicht namentlich erwähnt, sonst könnte ich mich an dieser Stelle einmal persönlich bedanken. Wenn das keine guten Aussichten für das Jahr 2013 sind, dann weiß ich es nicht.
Dazu passt auch die Tatsache, dass wir vorsichtig optimistisch sind, was Lenas Pilztherapie in den nächsten 12 Monaten betrifft. Die gestrige CT-Untersuchung hat ergeben, dass sich das Aspergillom weiter auf dem Rückmarsch befindet. Wenn alles gut geht, gehören Ende November die täglichen intravenösen Antimykotikagaben der Vergangenheit an und es wird eine rein orale Therapie geben. Endgültige Ergebnisse erhalten wir aber erst am 27.11. nach der monatlichen Tumorkonferenz. 
I will keep you posted!

Mittwoch, 7. November 2012

Man spricht deutsh

Ich bin so herrlich deutsch, dass es schon fast unnormal ist. Kaum hat sich ein wirklich monumentales Problem (5. Intensiv-Chemoblock) mehr oder weniger erledigt, ist bei mir der Blick freigelegt auf andere Dinge, über die ich mich gerne beklagen würde. Zum Beispiel auf die Frage, warum ich schon wieder eine Erkältung bekomme. Die letzte ist doch gerade erst zwei Wochen her. Was soll das? Und warum passt mir eigentlich keine einzige Hose mehr so richtig? Gerne würde ich mir vormachen, dass das am Yoga liegt, aber natürlich ist mir im Grunde klar, dass diese Rechnung nicht ganz aufgeht. Um 3 Kilo Muskelmasse zuzulegen, müsste ich ganz sicher häufiger als zweimal pro Woche meine Sonnengrüße machen, mal ganz abgesehen davon, dass ich auch nicht wirklich muskulös aussehe. Meine blöde Tanita Inner-Scan-Body-Composition-Monitor-Waage zeigt stoisch den Bodystatus "4" an, was übersetzt ungefähr soviel bedeutet wie: "Geh mal ins Fitness-Studio und bau ein paar Muckis auf, baby". Warum ich so eine Waage überhaupt gekauft habe? Keine Ahnung! Wahrscheinlich habe ich gehofft, sie würde mir nur nette Dinge sagen, weil sie nämlich ganz schön teuer war. So ein Ärger!
Lena kann über solche Probleme verständlicherweise nur milde lächeln und ich bemühe mich nach Leibeskräften, mein deutsches Jammer-Gen so weit wie möglich zu unterdrücken, aber manchmal setzt es sich halt durch. Dann möchte ich mich hinsetzten und alles einfach nur Scheiße finden. Den Verkehr, das Wetter, meinen Hintern, einfach alles. 
Denn so bizarr es auch klingen mag - nachdem das Schlimmste nun hoffentlich hinter uns liegt, eiere ich irgendwie total orientierungslos durch die Gegend und weiß überhaupt nicht mehr, was ich jetzt eigentlich so genau machen soll. Natürlich ist Lenas Therapie immer noch extrem zeitintensiv, aber sie lässt dennoch Raum für andere Dinge, die in den letzten Monaten ganz und gar unmöglich waren. Daran muss ich mich erstmal wieder gewöhnen. Und manches möchte ich auch gar nicht mehr zurückhaben, wie etwa diese völlig  idiotische Beschäftigung mit dem eigenen Äußeren. Aber es kommt zurück, ob ich will oder nicht. Plötzlich geht es nach all den Monaten nicht mehr ausschließlich um Leben oder Tod, was in allererster Linie natürlich ein absolut wünschenswerter Zustand ist. Aber das Ganze zwingt einen auch dazu, sich wieder mit sich selbst auseinanderzusetzen und vieles im Leben in Frage zu stellen, was vorher einfach nur eine lästige Begleiterscheinung war. Natürlich gibt es mittlerweile durchaus Dinge, die mich bei weitem nicht mehr so aus der Ruhe bringen wie vor Lenas Erkrankung. Andere dagegen machen mich auf eine Art und Weise agressiv, dass ich manchmal selbst erstaunt bin. Es sieht so aus, als müssten sowohl Lena als auch ich unsere Rollen im Leben teilweise neu definieren. Was mache ich jetzt als nächstes? Wie sehr braucht Lena mich in den nächsten Monaten? Wäre es nicht auch gut, mich zwischendurch mal zurückzuziehen und sie einfach machen zu lassen? Schaffe ich es, einen Alltag ohne Fieberthermometer und ständige Kontrollen in Bezug auf ihre aktuelle körperliche und seelische Verfassung zu bewältigen? Bekomme ich meine Angst in den Griff? Und wie fülle ich die Leere, die plötzlich ensteht, wenn ein so intensiver Lebensabschnitt auf eine gewisse Art und Weise zuende geht? Warum kann ich mich nicht einfach mal nur hinsetzen und das Gefühl genießen, dass zur Zeit alles irgendwie ganz okay ist? Weil ich als Deutsche einfach automatisch immer jammern muss? 
Bei so vielen Fragen erledigt sich allerdings zumindest ein Problem - nämlich, was ich mit meiner zusätzlichen Zeit anfangen soll. Die geht demnächst vermutlich bei der Suche nach Antworten drauf. Eine habe ich aber bereits definitiv gefunden. Mir ist bewußter denn je, wie wichtig mir meine Familie ist. Das hört sich vielleicht banal an, aber früher habe ich gerne mal einen Besuch im Restaurant einem Abend mit meinen Kids vorgezogen. Das ist heute anders herum. Natürlich freue ich mich auch jetzt auf Abende mit Freundinnen und darauf, mal wieder ohne schlechtes Gewissen auszugehen. Aber wenn ich mich entscheiden müsste, würde ich immer Spaghetti Miraculi mit meinem Mann und meinen Kindern wählen. Und natürlich mit Malou!

Dienstag, 6. November 2012

Go Obama!

Bevor ich mich etwas detaillierter meinem heutigen Blogeintrag widme, möchte ich aus aktuellem Anlass gerne kurz eine Warnung aussprechen: 

Achtung! Die Beiträge in diesem Blog sowie auf meiner Facebook-Seite sind fast ausschließlich subjektiver Natur! Sie enstehen auf der Basis meiner eigenen Erfahrungen und vor dem Hintergrund meiner ganz persönlichen Lebenssituation und erheben an keiner Stelle den Anspruch auf die absolute oder eine sonstwie geartete Wahrheit! "Frenzy Girl" ist nicht die Tagesschau, sondern eher Desperate Housewives. Sollte ich also bisweilen Dinge von mir geben, die nicht immer political correct sind, bitte ich darum, mir dies nachzusehen bzw. die Möglichkeit einzukalkulieren, dass ich durch Lenas Krankheit nicht automatisch ein besserer Mensch geworden bin.

Nachdem dies gesagt ist, darf ich mich nun hoffentlich ganz ungeniert dahingehend äußern, dass ich zwar noch nicht genau weiß, wie ich die liebe lange Nacht lang wachbleiben soll, aber nervös mitfiebere bei den heutigen US-Präsidentschaftswahlen, die hoffentlich, bitte, auf jeden Fall der richtige Mann gewinnen möge! 


Ups, sorry, Obama, falsches Bild...

Ich habe zwar von der aktuellen politischen Lage in den USA nicht ganz soviel Ahnung wie von akuter myeloischer Leukämie, aber dennoch sagt mir mein subjektiver Verstand, dass Mitt Romney keine gute Lösung wäre. Hat der Mann überhaupt ein politisches Profil? Wenn ja, war ich wahrscheinlich gerade mal wieder im Krankenhaus, als er es für alle verständlich dargelegt hat, aber ich kann mir nicht helfen - I don't like that guy!!! Natürlich würde sich an meiner ganz persönlichen Lebenssituation vermutlich nicht das Geringste ändern, wenn Romney Präsident würde, aber ich wäre trotzdem zutiefst betrübt. So oder so wird es also eine spannende und emotionale Nacht werden.

Spannend und emotional waren auch die letzten Tage, in denen wir auf die endgültige Entscheidung des Krankenhauses gewartet haben, ob Lena nun wirklich der fünfte Chemo-Intensivblock (HAE-Block, siehe Blogeintrag Tag 200 vom 1.9.2012) erspart bleibt. Heute Nachmittag kam endlich die erlösende Nachricht - ihre zytogenetischen Befunde sind nochmals überprüft und verifiziert worden und aufgrund der Ergebnisse wird es keinen Intensivblock mehr geben!!! Ihr könnt Euch sicherlich vorstellen, wie glücklich wir darüber sind, wenngleich natürlich unterbewusst immer noch ein wenig Sorge wegen der eventuell erhöhten Gefahr eines Rezidivs mitschwingt. Aber in den letzten neun Monaten haben wir so oft erlebt, dass es gerade bei der Krebstherapie überhaupt keine Garantien gibt und daher lautet unser Motto nun: Mut zur Lücke!

Davon abgesehen hat heute wieder ein ambulanter Chemoblock begonnen, der aber zum Glück bei weitem nicht so agressiv ist wie das, was Lena in den letzten Monaten stationär verabreicht worden ist. Natürlich liegt weiterhin ein schwieriger Weg vor ihr und es wird zweifelsohne den ein oder anderen Rückschlag geben, aber insgesamt habe ich das Gefühl, dass das Schlimmste erst einmal hinter uns liegt. Anderer Meinung ist in dieser Hinsicht nur Leonard, dem ich heute Nachmittag eröffnet habe, dass die gesamte Familie nächste Woche zur Grippeimpfung muss. Dies ist eine Indikation des Robert-Koch-Instituts, über die man uns heute in der Klinik informiert hat. Demnach müssen in den nächsten fünf Jahren alle näheren Bezugspersonen von Lena und sie selbst auch geimpft werden, um sie keiner zusätzlichen Gefahr auszusetzen. (Achtung, liebe Impfgegner, hierbei handelt es sich wieder um eine subjektive Darstellung eines Sachverhalts, den ich weitgehend unreflektiert weitergebe und dem ich mich auch beugen werde...). Mein siebenjähriger Sohn hat allerdings schon angekündigt, sich dieser Maßnahme zu entziehen, da er Impfungen für überbewertet und überdies auch zu schmerzhaft hält. Es bleibt abzuwarten, wie sich diese Geschichte weiterentwickelt.

Damit komme ich zu meinem subjektiven Fernsehtipp für heute Abend: "Mord mit Aussicht" - eine der großartigsten Serien, die die ARD in den letzten Jahren aus der Taufe gehoben hat und die mittlerweile auch in Lenas Leben einen festen Platz einnimmt. Der Dienstagabend ist bei uns für Sophie Haas, Muschi und Bär (kein Witz! Kenner wissen, wovon ich spreche...) reserviert! 










Freitag, 2. November 2012

To blog or not to blog, Teil 2

Ob und was man in einem Blog schreibt und damit als persönliche Information praktisch der gesamten Welt zur Verfügung stellt, ist ohne Zweifel etwas, worüber sich trefflich streiten lässt. 
Anfang der Woche fragte mich eine Freundin, die ich lange Zeit nicht gesehen hatte, weshalb ich mich in dieser Art und Weise mitteilen würde und erzählte mir, dass mein Blog bei vielen Menschen in ihrer näheren Umgebung auf absolutes Unverständnis gestoßen sei. Das war ehrlich gesagt das erste Mal seit des "Frenzy Girl"-Launches, das mir eine solche Frage gestellt wurde, aber sie ist natürlich absolut berechtigt. Wenn man an die Öffentlichkeit geht, muss man mit Gegenwind und Kritik rechnen - das war auch schon in meiner Zeit beim Fernsehen so, wenngleich ich einräumen muss, dass ich keine Meisterin darin bin, kritische Anmerkungen nonchalant wegzustecken. Aber ich bin ja noch jung, das lerne ich vielleicht noch.... ;-)
Wie dem auch sei - Fragen sind dazu da, um beantwortet zu werden, also versuche ich es mal.
Ich habe mich aus unterschiedlichen Gründen dazu entschieden, meine unmittelbare, mittelbare und auch weiter entfernte Umgebung mithilfe eines öffentlichen Blogs auf dem Laufenden zu halten. 
Natürlich habe ich als allererstes mit Lena gesprochen, bevor ich "Frenzy Girl" aus der Taufe gehoben habe. Hätte sie etwas dagegen gehabt, so gäbe es diesen Blog heute gar nicht, zumindest nicht in dieser Form. Ich bin mir der Verantwortung, die ich gegenüber ihr und all den Informationen habe, die ich preisgebe, absolut bewusst. 
Blogs gibt es darüber hinaus wie Sand am Meer und dementsprechend sind Lena und ich im Verlauf ihrer Krankheit über das ein oder andere Exemplar gestolpert, das uns hilfreich und tröstlich erschien und uns geholfen hat, neuen Mut zu schöpfen. Warum also sollten wir nicht versuchen, etwas ähnliches zu erschaffen, selbst wenn es vielleicht nur extrem wenige Menschen gibt, denen unsere spezielle Geschichte bzw. der Umgang mit derselbigen an irgendeinem Punkt helfen kann, zum Beispiel dadurch, dass man, ohne sich zu kennen, das gleiche Schicksal teilt? Einen Menschen gibt es auf jeden Fall, für den das Schreiben des Blogs ungeheuer hilfeich ist - und dabei handelt es sich um meine Wenigkeit. Selbst ist die Frau, liebe Freunde! Schreiben ist Therapie, jedenfalls für mich.

Ich habe keine Ahnung, von wem diese Weisheit stammt, aber sie ist definitiv nicht von der Hand zu weisen. Natürlich ist das, was ich schreibe, nicht immer witzig oder humorvoll, aber ich bemühe mich, der allgegenwärtigen Bedrohung - wenn möglich - mit einem sarkastischen Lächeln im Gesicht zu begegnen bzw. auch teilweise noch so unangenehmen Situationen einen gewissen Witz abzutrotzen. Das macht vieles leichter.
Außerdem diszipliniert einen das Schreiben. Weil ich weiß, dass der Blog gelesen wird und für viele unserer Freunde die Hauptinformationsquelle bezüglich Lenas aktuellem Gesundheitszustand ist, bin ich quasi "gezwungen", mehr oder weniger regelmäßig etwas zu schreiben. Diejenigen, die mich wirklich gut kennen, wissen, dass es einer meiner größten Wünsche ist, irgendwann mal etwas "Richtiges" zu veröffentlichen bzw. das Schreiben zu meinem Hauptberuf zu machen. Aber zur Zeit habe ich ehrlich gesagt keine Ahnung, womit ich etwa ein Buch füllen könnte, das mehr als 50 Menschen interessiert und das nicht á la Bettina Wulff zerrissen wird und als Ladenhüter in den Regalen verstaubt. Außerdem mangelt es mir an Durchhaltevermögen. Dementsprechend ist das Schreiben von "Frenzy Girl" eine schöne Fingerübung für mich, die mich daran erinnern soll, was ich mir für die Zukunft vorgenommen habe und die vielleicht irgendwann doch noch mal zu mehr führt.
Dafür nehme ich auch gerne den Nachteil in Kauf, dass ich meine eigene Meinungsfreiheit aus diplomatischen Gründen hin und wieder beschneiden muss. Wenn ich mich mal wirklich richtig auskotzen möchte, kann ich das immer noch bei meinen engsten Freundinnen tun oder eine Person, die ich aufgrund ihres Verhaltens einfach nur verabscheuenswürdig finde, bei Facebook blocken. Ist jüngst geschehen und war ungeheuer befreiend! Lenas Erkrankung hat mich dazu  ermutigt, öfters mal darüber nachzudenken, wer und was mir gut tut und was nicht.
In diesem Sinne...







Donnerstag, 25. Oktober 2012

Weniger ist mehr

Ich habe es ja immer schon gewußt: Auf mein iPhone ist Verlass - in jeder Lebenslage und zu jeder Uhrzeit. Welches andere Telefon würde zum Beispiel ganz von selbst, einfach so, an einem Dienstagabend um 23.40 Uhr den Direktor der Kinderonkologie der Uniklinik Frankfurt anrufen, ohne dass man selbst aktiv daran beteiligt war? Genau, kein anderes Telefon. Meines hingegen hat die ungewöhnliche und bisweilen zugegebenermaßen etwas aufdringliche Eigenschaft, trotz Tastatursperre einfach wahllos irgendwelche Leute aus meinem Adressbuch anzurufen, aber am Dienstag erwies sich dieses aufsässige Verhalten als ausgesprochen vorteilhaft. Der nette Herr Professor rief mich nämlich nach meinem vermeintlichen Anruf tatsächlich zurück und so kam es, dass wir kurz vor Mitternacht eine telefonische Sprechstunde abhalten konnten, in deren Verlauf ich folgende Information aus meinem Gesprächspartner herauskitzeln konnte: Es wird aller Voraussicht nach KEINEN fünften Intensiv-Chemoblock mehr geben. Hallelujah!!! Da ich durchaus noch einige Funken Restanstand besitze, gab ich mich mit dieser Aussage erstmal zufrieden und freute mich gemeinsam mit Lena bis morgens früh um 2.00 Uhr.
Heute hatten wir nun einen ausführlichen, der Tageszeit angemessenen Gesprächstermin in der Klinik. Tatsächlich stellt sich die Situation so dar, dass es vor einer endgültigen Entscheidung gegen den fünften Block noch einige zytogenetische und molekularbiologische Untersuchungen geben wird, aber sollten die Ergebnisse positiv ausfallen bzw. so, wie die Ärzte das erwarten, gilt tatsächlich offiziell die Devise: Mut zur Lücke oder Weniger ist mehr - vier Intensivblöcke statt fünf. Grundlage dieser nicht sehr einfachen Entscheidung ist eine aktuelle Studie aus Großbritannien, die sich zufälligerweise mit genau dieser Frage beschäftigt hat und zu dem Resultat gekommen ist, dass bei bestimmten Patienten mit gewissen genetischen Voraussetzungen die Notwendigkeit eines fünften Blocks nicht gegeben ist. Nun hoffen wir auf schnelle Ergebnisse bezüglich der erneuten Überprüfung bzw. Verifizierung von Lenas Zytogenetik. Es wäre eine unglaubliche Erleichterung, sich zumindest dieser Prüfung nicht mehr stellen zu müssen. Lena ist auch ungeheuer erleichtert - die Hoffnung auf Wiederaufnahme eines annähernd normalen Lebens rückt damit wieder in etwas greifbarere Nähe. 
Dennoch werfe ich ja bekanntlich gerne mit der Weisheit um mich, man solle den Tag nicht vor dem Abend loben (siehe letzter Blogeintrag vom 17.10.), insofern halten wir uns mit großer Euphorie erstmal noch ein wenig zurück. Außerdem liegt so oder so noch ein weiter und bisweilen sehr steiniger Weg vor Lena. Die Freude über die guten Nachrichten wurde beispielsweise etwas eingetrübt durch die Mitteilung, dass Lena noch mindestens ein ganzes Jahr die Pilztherapie fortführen muss. Ich hatte eigentlich eher mit einer Woche gerechnet, eventuell noch einem Monat, aber ein JAHR???? Doch offensichtlich ist das Risiko zu hoch, dass Lenas Immunsystem durch eine Virusinfektion oder eine bakterielle Infektion so geschwächt wird, dass der Pilz sich erneut bemerkbar macht und im schlimmsten Fall andere Organe außer der Lunge befällt. Nun gilt es, nach Alternativen zu der aktuellen Therapie zu suchen, denn es ist kaum denkbar, dass wir nach wie vor jeden Tag entweder in die Klinik fahren bzw. zuhause Infusionen laufen lassen. Tatsächlich gibt es auch ein Medikament, dass Lena ein Jahr lang oral einnehmen könnte, das jedoch bei Kindern bislang nicht zugelassen ist. Sollte die Kasse sich aus diesem Grunde nicht bereit erklären, für die Kosten aufzukommen, können wir nach der Behandlung wahrscheinlich Privatinsolvenz anmelden...
Ansonsten liegt ein gutes Jahr Dauertherapie vor Lena. Das bedeutet täglich Chemotabletten, Antibiotika, die eben erwähnten Antimykotika sowie diverse andere Leckereien aus der Pharmaküche. Dazu kommt einmal monatlich ein ambulanter Chemoblock an vier aufeinanderfolgenden Tagen sowie wöchentliche Blutbildkontrollen in der Klinik. Wir werden also weiterhin ein straffes Pflege- und Klinikprogramm haben, gebannt auf Bluwerte starren, hoffen und bangen und den ein oder anderen Kampf mit profilneurotischen Möchtegernprofessoren um Parkplätze vor der Tagesklinik austragen, doch dazu ein andermal mehr. 
Erst einmal atmen wir ein wenig auf und hoffen, dass sich unsere Wünsche nach etwas ruhigerem Fahrwasser nicht allzu schnell wieder zerschlagen. Mein Bedarf nach Havarien ist jedenfalls vorerst gedeckt. In diesem Sinne -  Mast- und Schotbruch!

Mittwoch, 17. Oktober 2012

Fever, Drugs and Breaking Bad

Man soll ja bekanntlich den Tag nicht vor dem Abend loben - und was soll ich sagen? Wer auch immer diese Weisheit von sich gegeben hat, hatte recht!
Erinnert Ihr Euch daran, wie ich letzte Woche schrieb, dass Lena sich wacker hält, kein Fieber hat und sich der mütterlichen Erkältung tapfer widersetzt? Ich hatte den Blogeintrag noch nicht ganz online gestellt, da brach der häusliche Gesundheitsfrieden mit lautem Gepolter in sich zusammen wie bei einer Hochhaussprengung. Das große Getöse ging zunächst von Leonard aus, der lautstark über grässliche Ohrenschmerzen klagte. Da der Kinderarzt leider schon Feierabend hatte, blieb nur eine Möglichkeit: Ab in die Uniklinik, wo ich mich inzwischen günstigerweise fast besser auskenne als zuhause. Gerade, als wir dort ankamen, schickte Lena eine SMS: 38,6 Fieber. Dazu muss man wissen, dass wir ab einer Temperatur von 38,5 SOFORT ins Krankenhaus müssen. Das sind die Momente, in denen ich ernsthaft daran zweifele, dass ich dieses Programm auch nur noch eine einzige Sekunde länger aushalten und ertragen kann. Ich möchte Euch nicht mit den Details des Abends nerven, aber schön war er definitiv nicht. Nachdem bei Leonard eine Mittelohrentzündung diagnostiziert wurde, konnten wir eine neuerliche stationäre Aufnahme von Lena glücklicherweise abbiegen, weil ihre Blutwerte trotz vier Tagen Chemotherapie noch ganz in Ordnung waren. Trotzdem dauert es mittlerweile immer gut 24 Stunden, bis ich mich von einem  Aufreger dieser Kategorie erholt habe.
Seit Freitag hat uns nun eine wirklich unangenehme Erkältung im Griff, die Lena zusätzlich schwächt und bedeutet, dass wir immer mit einem Bein in der Klinik stehen. Jede Stunde zuhause ist daher besonders wertvoll und muss ausgekostet werden. Außer mit Naseputzen vertreiben wir uns die Zeit mit Kochen und Fernsehgucken, wie immer. Nachdem wir die erste Staffel von Modern Family leider im Rekordtempo geschaut haben und bei iTunes nun pro Woche nur eine einzige, winzige Folge der zweiten Staffel runterladen können, ist Improvisation gefragt. Lena erfreut sich an der dritten Staffel von Türkisch für Anfänger, während ich auf's Erwachsenenprogramm umgesattelt habe. Meine neue Passion heißt Breaking Bad.



Gemeinsam mit dem Protagonisten Walter White, einen vom Pech verfolgten Chemielehrer, der beruflich aufgrund von finanziellen Problemen, die sich durch eine plötzliche Krebserkrankung noch verschärfen, auf Drogenkoch umsattelt, tauche ich nun nachts ein in die brutale Welt des Drogenhandels. Das Ganze ist unglaublich finster, hat aber einen sensationellen schwarzen Humor und gefällt mir wirklich sehr gut. Außerdem lerne ich ganz viel über Chemie, was ich entweder längst vergessen hatte oder noch gar nicht wußte, und das ist gar nicht schlecht, denn schließlich bin ich ja mit einem Chemiker verheiratet. Gestern Nacht haben wir eine Folge zusammen gesehen und es war richtig romantisch.

Damit kommen wir zu den Highlights der letzten Tage:

1. Kinobesuch mit Lena (Mann tut, was Mann kann - sehr lustig)
2. Yoga mit Ralf
3. Besuch von meiner Freundin Nicole, die ich etwa 12 Jahre lang nicht gesehen habe
4. Zweimal dem 36er Bus erfolgreich den Weg abgeschnitten

Soviel für heute - wir harren der Dinge, die da kommen mögen. Für das Wochenende planen wir einen Besuch bei Lenas Freundin Ann-Sophie in Gütersloh, sofern ihre Erkältung und ihre Werte das zulassen. Bitte Daumen drücken, denn das wäre ein Highlight, das ich nur zu gerne meiner Liste hinzufügen würde.



Donnerstag, 11. Oktober 2012

Grüße von Rob...

Bislang war ich ja kein großer Fan von der "Twilight"-Saga und der romantischen Vampirliebe zwischen den beiden Protagonisten Bella Swan und Edward Cullen, aber das hat sich seit gestern geändert. Da kam nämlich Post von Edward, genauer gesagt von Edward-Darsteller Robert Pattinson (okay, um ehrlich zu sein, kam die Post von meiner Freundin Tania aus London, aber in dem Fall kann man ja mal ein Auge zudrücken...). Robert Pattinson kannte ich bislang nur aus der Bunte und der Gala, weil er kürzlich von seiner Freundin Kristen Stewart ungeheuerlicherweise öffentlich die Hörner aufgesetzt bekommen hat, was mir offen gesagt ziemlich uninteressant vorkam und mir daher auch völlig egal war, aber nun würde ich Kristen doch gerne mal fragen, was sie sich dabei gedacht hat. Robert (Tania) hat Lena ein Autogramm geschickt und viel Glück gewünscht, was ihn schon alleine deshalb absolut liebenswert macht. So jemanden bescheißt man doch nicht, Kristen!



Ich könnte im Moment auch ein bisschen Glück vertragen. Eine ganze Weile lang sah es so aus, als würde ich den Kampf Mensch gegen schwere Erkältung für mich entscheiden, aber in letzter Sekunde hat sich das Blatt leider gewendet und ich liege nun nach technischem K.O. geschlagen in meiner Ringecke. Jetzt helfen nur noch Antibiotika und ein wenig guter Wille von oben, damit ich mein Kind nicht auch noch infiziere, was durch die viele Zeit, die wir gemeinsam verbringen, eher schwierig werden dürfte. Das ist übel. Eine richtig ausgewachsene Erkältung ist ja schon für sich allein genommen unangenehm genug, aber wenn man dann noch ständig Angst davor haben muss, dadurch eventuell sein Kind (und somit auch sich selbst) wieder ins Krankenhaus zurück zu befördern, ist das wirklich mies. Aber ich tue mein Bestes und laufe hin und wieder sogar mit Mundschutz herum. Die Kinder finden es lustig, nur der Hund ist etwas irritiert.

Lena hält sich zur Zeit noch wacker. Am Montag musste sie die mittlerweile ca. 30. Lumbalpunktion über sich ergehen lassen, zusätzlich dazu läuft seit Anfang der Woche wieder die ambulante Chemotherapie. Bisher sind ihre Blutwerte noch stabil, was sich aber in den nächsten Tagen leider wieder ändern dürfte. Aber vielleicht wird es diesmal nicht ganz so schlimm wie die letzten Male. Immerhin ist sie derzeit ohne größere Beschwerden, Übelkeit und Fieber lassen bislang glücklicherweise auf sich warten. Es wäre zu schön, wenn das so bleiben würde. Unser Verlangen nach positiven Entwicklungen und Neuigkeiten ist größer denn je. Die lange Zeit in der Klinik, die nicht enden wollende Pilztherapie und all die Fragezeichen, die damit einhergehen, zehren an unseren Nerven. Außerdem passiert rund um uns herum so viel Trauriges in der Klinik, dass es oft schwer fällt, die Hoffnung nicht zu verlieren. Mittlerweile bangt man ja nicht mehr nur um das eigene Kind, sondern auch noch um die, zu denen während der ganzen Zeit eine sehr enge Bindung entstanden ist. 

Ansonsten gibt es im Moment nicht viel zu berichten. Was den Fortgang von Lenas Therapie betrifft, so hängen wir in der Warteschleife - und ähnliches gilt für unseren Hausbau und Umzug. Mittlerweile meutern auch die Kleinen, wenn es um die tägliche Fahrerei geht. Emilia hat angekündigt, dass sie bei ihrer Freundin Sarah einziehen möchte, solange das Haus nicht fertig ist. Auch für Leo ist die tägliche Pendelei ziemlicher Stress und die sozialen Kontakte bleiben mitunter auf der Strecke. Aber wir sind trotzdem optimistisch, dass es dieses Jahr noch etwas wird mit dem Leben auf dem Land.

Soviel für heute - mich zieht es nun in die Apotheke, Nachschub besorgen...

Freitag, 5. Oktober 2012

Gärtnerfreuden





Nein, dies ist zum Glück nicht Lenas Lunge, sondern unser Rasen, aber wer weiß schon genau, wie es bei Lena innendrin wirklich aussieht? Nach wie vor laborieren wir an ihrer Pilzinfektion herum, aber damit das Ganze auf Dauer nicht zu langweilig und eintönig wird, darf sich das Tochter-Mutter-Gespann in der kommenden Woche auf eine weitere Lumbalpunktion sowie vier Tage Chemotherapie freuen. Kaum haben Lenas Thrombozyten die magische Marke von 80.000 passiert, kommt die onkologische Kampfbrigade mit ihren Cytarabin-Geschossen angerückt und macht alles wieder platt. Die Laune ist bei uns dementsprechend nicht gerade auf dem Höhepunkt, aber mit dieser Gefühlsverfassung stehen wir zumindest nicht alleine dar.
Auch die Schwestern in der Tagesklinik zeigen sich im Moment eher von ihrer gereizten Seite. Heute morgen hieß es Schlange stehen für einen Sitzplatz in einem der diversen Krankenzimmer - und wem das nicht passte, der wurde erst mal ordentlich angeranzt. Da kann sich selbst das Personal von Ryan Air noch eine Scheibe von abschneiden, wobei sich deren Klientel ja meist auf freiwilliger Basis zum Prügeln um die besten Plätze einfindet und weiß, dass ein paar freundliche Worte am frühen Morgen nicht im Preis mit inbegriffen sind.

Wie dem auch sei, mit unserer Motivation, nächste Woche wieder in der Klinik zu verbringen, steht es aktuell nicht zum Besten. Nach einem recht erfreulichen Monatsauftakt geht uns beiden gerade die Puste aus - und es ist doch erst der 5. Oktober heute... Was das Thema Intensiv-Therapie betrifft, so gibt es weiterhin keine neuen Erkenntnisse, was jegliche Planung für den Rest des Jahres praktisch unmöglich macht. Auch das drückt ein wenig auf's Gemüt.
Damit wir nicht ganz und gar in der Trübseligkeit versinken, gehen Lena und ich heute Nachmittag ins Kino, zum ersten Mal seit acht Monaten. Aktuell sind die Blutwerte, wie ja schon erwähnt, ganz knapp oberhalb der kritischen Grenze, so dass wir uns ein solches Abenteuer mit ärztlicher Genehmigung erlauben dürfen. Danach ist dann erstmal wieder für eine ganze Weile Schluß mit derlei Späßen. Das gilt nicht nur für Kinobesuche, sondern auch für gelegentliche Abstecher in die Schule. Einen solchen hat Lena gestern gewagt, was fast schon in die Rubrik "Breaking News" fällt. Da ich nicht mit dabei war, kann ich leider nicht so wirklich viel darüber berichten - kurz zusammengefasst lässt sich aber festhalten, dass der Ausflug Lena sehr gut getan hat und damit nun auch die große Hemmschwelle bezüglich des neuen Klassenverbandes überwunden ist. Allerdings hat das Ganze sie auch sehr angestrengt - es gilt also, nicht übermütig zu werden, aber dieses "Problem" hat sich mit der Chemotherapie nächste Woche ja erst mal wieder erledigt...
Apropos erledigen: Ich werde nun den Pilzen in unserem Garten kurz und knapp den Garaus bereiten. Nach den Erfahrungen der letzten Monate gibt es nur noch einen einzigen Ort auf der ganzen weiten Welt, wo ich gerne Pilze sehen möchte - und zwar auf meinem Teller, in Butter gebraten und mit Kräutern verfeinert. Ansonsten kann ich auf die Dinger echt verzichten.




Montag, 1. Oktober 2012

Freud lässt grüßen


Wie Ihr wisst, ist seit dem 14. Februar 2012 sehr vieles bei uns zuhause nicht mehr das, was es mal war. Lenas Diagnose hat unser Leben komplett auf den Kopf gestellt und ist ohne jeden Zweifel das Allerschlimmste, was mir bislang widerfahren ist. Doch obwohl der Schrecken und die Angst immer noch ein ganz dominierender Teil unseres Alltags sind, haben wir uns mittlerweile natürlich auch ein bisschen an das Leben mit der schweren Krankheit gewöhnt. Außerdem keimt von Tag zu Tag das Pflänzchen Hoffnung ein wenig mehr, denn Lena hat sich dank der langen Chemopause inzwischen durchaus ein wenig erholt. Sie ist viel fitter als noch vor wenigen Wochen, es spießen - wenn auch verhalten - die Haare und sie ist psychisch wieder in einer recht ordentlichen Verfassung, von den ganz normalen pubertären Gefühlsturbulenzen mal abgesehen. Manchmal fühlt sich das Leben für einige Momente wieder ganz normal an, was ein wunderbares Gefühl ist.

Allerdings verführt einen dieses Gefühl gelegentlich auch zu einem gewissen Leichtsinn. Getragen von der Euphorie des Moments kann es zum Beispiel vorkommen, dass man ausgeht und glaubt, wieder 21 Jahre alt zu sein und außer einer Vorlesung im übernächsten Wintersemester vorerst keinen weiteren Verpflichtungen nachkommen zu müssen. Aus dieser Illusion am nächsten Morgen zu erwachen, ist im Gegensatz zu oben erwähntem Glücksgefühl keine schöne Erfahrung, sondern eine ganz bittere Pille. Ein(en) erstklassiges/n Hangover (ich bin nicht sicher... heißt es "der Hangover" oder "das Hangover?) kann man sich in seinen Zwanzigern und von mir aus auch noch in seinen Dreißigern erlauben, aber alles andere danach ist einfach nur schlimm. Der einzige Vorteil an einem Haushalt mit krankem Kind ist der große Vorrat an Einweg-Nierenschalen, die bei Übelkeit ein nicht zu unterschätzendes Hilfsmittel sind. Besser ist es aber, einer solchen Situation von vorneherein aus dem Wege zu gehen - eine Erkenntnis, die ich mir nach einer spektakulären Leichtsinnsattacke am Freitagabend nun hoffentlich für einige Zeit lang werde merken können. Wem der Cocktail aus Wick Medinait und Vodka Sour übrigens ebenfalls nicht gut bekommen zu sein scheint, ist meine Erkältung, die sich am Sonntag voll Grauen aus dem Staub gemacht hat. Immerhin etwas.
Den Rest des Wochenendes habe ich mit Essen verbracht.

Wie es aussieht, hänge ich in einer oralen Phase fest. 

Nach Sigmund Freud befinde ich mich entwicklungstechnisch gesehen auf dem Stand eines etwa sechs Monate alten Babys, das sich durch Essen und Trinken Befriedigung und Spannungsreduktion verschafft. Ganz ehrlich? Das hört sich ziemlich plausibel an! Solange ich nicht anfange, am Daumen zu lutschen, gehe ich zur Abwechslung auch gerne mal als Säugling durch. Allerdings zeichnen sich auf die orale Phase fixierte Menschen angeblich durch eine niedrige Frustrationstoleranz aus und geben schnell auf. Ersteres trifft auf mich zwar bereits jetzt eindeutig zu, aber auf letzteres kann ich gut verzichten - das wäre in unserer Situation ja auch eher kontraproduktiv. Auf Dauer muss ich mich also dringend nach einer Ersatzbefriedigung umsehen, wo wir dann eventuell doch wieder bei den Schuhen landen.

Doch bevor ich mich finanziell ruiniere, erst einmal eine Liste meiner aktuellen und mit Ausnahme von Punkt 3 gar nicht so kostenintensiven Top-Ten-Glücklichmacher zur Ablenkung bei großen Sorgen:

1. Modern Family schauen mit Lena
2. Popcorn aus der Mikrowelle
3. Ein Besuch in der Parfümerie Albrecht
4. Yoga mit Nele und Elena
5. Kuscheln mit Emilia und Leonard
6. Ein Kilo weniger auf der Waage
7. Alle meine Wünsche von Grégoire Delacourt
8. Der erste Strauß Lilien seit sieben Monaten
9. Frenzy Girl (sowohl der Blog als auch der Nagellack)
10. Natürlich ein schönes Glas Rotwein, was sonst?















Donnerstag, 27. September 2012

Solidarpakt

Auf Dauer ist es sicher nicht sehr erquicklich, wenn man selbst krank ist, während alle anderen gesund um einen rumspringen. Da wünscht man sich doch ein wenig mehr Solidarität. Dieser Meinung scheint auf jeden Fall mein Immunsystem zu sein und hat dementsprechend zu meinem großen Verdruss an einigen Stellen seinen Dienst bis auf weiteres eingestellt, damit Lena sich nicht so alleine fühlt.
Natürlich lässt sich eine banale mütterliche Erkältung nicht mit Lenas Erkrankung vergleichen, das wäre ja geradezu absurd, deshalb möge mir das auch bitte niemand unterstellen. Aber ich leide trotzdem ein bisschen. Zum einen, weil jetzt abends Getränke auf der Karte stehen, auf die ich lieber verzichten würde.
Zum anderen gerate ich zur Zeit geradezu in Panik, wenn ich bei mir selbst irgendein Zipperlein feststelle, weil ich natürlich Angst habe, Lena anzustecken - und das lässt sich bei unserer momentan sehr symbiotischen Beziehung auf Dauer kaum vermeiden. Also muss ich den Umweg über  sämtliche homöopathische Kügelchen und Tröpfchen meiden und gleich zu den harten Sachen greifen, Mundschutz inklusive. Zum Glück sind meine anderen Gebrechen wie demolierte Bandscheiben und Hüftringe nicht ansteckend.

Letztere haben gestern mal wieder mächtig Nachschub bekommen. Leonard hat zusammen mit seinen Freunden seinen 7. Geburtstag gefeiert - in einer Kletterhalle. Die Kinder hatten einen Riesenspaß und hingen gut zwei Stunden wie die Affen in den Kletterwänden, derweil ich mich über das Kuchenbuffett hergemacht habe. Ich bin nicht ganz sicher, ob es der Kummer ist, der mich über Unmengen von Pflaumenkuchen mit extra viel Sahne und Biskuitrollen herfallen lässt, oder ob es doch eher die ersten Vorboten des Alters sind. Als ich noch eine junge Studentin in den Zwanzigern war, haben meine Freundin Daphne und ich uns ausgemalt, wie wir in unseren reiferen  Jahren (ein schauriger Begriff, ich weiß) jeden Nachmittag bei Sahnetorte und Eierlikör in der Konditorei sitzen würden, doch irgendwie habe ich mir das damals ganz anders vorgestellt. Was ist, wenn ich evolutionstechnisch gesehen bei Smartiestorte stehenbleibe und es statt Eierlikör nur Wick Medinait gibt? Das wäre ganz schlecht!

Der Geburtstag war dennoch ein großer Erfolg und ich habe ihn abends entspannt ausklingen lassen - vor der Glotze mit Lena, wo sonst? Obwohl wir noch nicht ganz durch sind mit den Kennedys, schauen wir jetzt parallel dazu eine eher zeitgenössische Familiensaga: Modern Family. Sehr witzig, sehr kurzweilig und sehr zu empfehlen, wenn man sich gemeinsam mit seiner 14-jährigen Tochter etwas anschauen möchte, worüber beide gleichermaßen lachen und sich identifizieren können. So haben wir trotz aller Sorgen doch auch eine Menge Spaß zusammen - und welche Mutter kann schon für sich in Anspruch nehmen, soviel überwiegend harmonische Zeit mit ihrer Teenager-Tochter zu verbringen? Dafür bin ich trotz allem wirklich sehr dankbar und baue insgeheim darauf, dass sich das auch in späteren Jahren, an die ich sehr optimistisch glaube, bezahlt macht. Insofern trägt hoffentlich auch mein aktueller Gesundheitseinbruch zu einer weiteren Intensivierung des "Yes, we can"-Gefühls bei, wenn wir abends gemeinsam unsere Medikamente sortieren.


Montag, 24. September 2012

Neues aus der Anstalt

Um es mal gleich vorwegzunehmen - wirkliche Neuigkeiten gibt es eigentlich nicht wirklich, eher Updates, aber auch das ist ja nicht ganz schlecht. Es ist schön, wenn Patient und Pflegekraft zumindest einigermaßen auf dem Laufenden sind über das, was in den kommenden Tagen, Wochen und Monaten geplant ist. 

Nach einem längeren Gespräch mit Professor Klingebiel, der als oberste Instanz über Lenas Therapie wacht, wurde heute etwa beschlossen, dass die Anti-Pilztherapie weiterhin ein wesentlicher Bestandteil unseres täglichen Lebens sein wird - und zwar mindestens für die nächsten zwei Monate. Das freut in erster Linie die Hersteller der Antimykotika Caspofungin und V-Fent, die dank uns zur Zeit monatlich etwa 36.000,- Euro mehr auf ihrem Geschäftskonto haben, aber natürlich auch den Rest der Pharmabranche, denn unser täglicher Bedarf an Spritzen, Kanülen, NaCl-Ampullen, Heparin, Desinfektionssprays, Infusionsleitungen etc.pp ist für einen Privathaushalt schon sehr beachtlich. 


Auch wenn uns dieses tägliche Programm weiterhin zu Sklaven eines überaus strengen Zeitregimes macht, hat es nicht nur Nachteile. Schließlich soll die intensive Pilztherapie nicht nur der bestehenden Aspergillose den endgültigen Garaus machen, sondern sie bedeutet auch einen gewissen Schutz vor einer neuerlichen Infektion mit einem nicht zu unterschätzenden Gegner, der vor allem jetzt zu Herbstbeginn überall unsichtbar in der Luft lauert und Lena bereits einmal fast das Leben gekostet hat. Also immer her mit den Medikamenten, da kann das Mütterlein nachts besser schlafen.
Ansonsten beginnt Lena heute wieder mit den täglichen Chemotabletten Thioguanin. Die stationären Chemomaßnahmen sind weiterhin ausgesetzt, da Lenas Blutwerte eine solche Therapie zur Zeit einfach nicht hergeben. Stattdessen steht nun die große Frage im Raum, ob man den fünften Intensiv-Chemoblock, der durch die Pilzinfektion ja nicht mehr gestartet werden konnte, das Risiko tatsächlich wert ist. Mittlerweile liegt die zeitliche Verzögerung bei gut drei Monaten und deshalb muss man sich natürlich irgendwann auch mal fragen, ob ein solcher Block überhaupt noch Sinn macht. Darüber wird in den nächsten Tagen die Studienkommission des sogenannten BFM - AML 2004 Protokolls beraten. Seit April 2012 gibt es ein neues Protokoll, das allerdings bei Lenas Therapiebeginn noch nicht veröffentlicht war. In diesem Protokoll finden sich leichte Modifizierungen bei der Behandlung, die natürlich auch in die Überlegungen bezüglich des fünften Blocks mit einfließen werden. Nach diesem neuen Studienprotokoll würde Lena jedenfalls "nur" noch als Standardrisikopatientin behandelt werden statt als Hochrisikopatientin, wie das bei ihr aktuell immer noch der Fall ist. Das immerhin finde ich ganz beruhigend, auch wenn ich nur mit bescheidenen Medizinkenntnissen ausgestattet bin. 

Kurz zusammengefasst dümpeln wir also weiterhin zwischen Klinik und häuslicher Krankenpflege hin und her. Auf Dauer ist das leider ziemlich öde, also gilt es, etwas Abwechslung in unseren Tagesablauf zu bekommen. Seit neustem kommt zweimal wöchentlich eine sehr nette Physiotherapeutin zu Lena, außerdem habe ich ihre alte Mathenachhilfelehrerin reaktiviert, so dass auch ein bisschen Denksport angesagt ist. So richtig aufregend ist das natürlich nicht, aber immerhin ein Anfang. Vielleicht dürfen wir ja irgendwann sogar mal ins Kino oder in die Stadt - und das fällt dann schon in die Rubrik Pimp my day!!! 

Apropos aufregend - ich stelle an mir selbst leider eine leicht beunruhigende Aggressionstendenz fest. Vielleicht ist die Tatsache, dass ich mich als Mutter so ohnmächtig fühle gegenüber der Krankheit meines Kindes, der Grund dafür, dass ich mich zunehmend über eigentlich wirklich unwichtige Dinge aufrege wie zum Beispiel die Art und Weise, wie unsere Haushaltshilfe die Spülmaschine oder den Kühlschrank einräumt. Von meinen verbalen Ausfällen beim Autofahren möchte ich hier gar nicht sprechen. Der monatelange Aufenthalt im Krankenhaus und die Fremdbestimmung durch die Krankheit hat meiner ohnehin nicht sehr ausgeprägten Frustrationstoleranz jedenfalls nicht wirklich gut getan. Wenn ich nicht so darauf angewiesen wäre, hätte ich meine Haushaltshilfe schon längst gefeuert und Autofahren würde ich am liebsten nur noch nachts, wenn außer mir kaum Leute unterwegs sind, zumindest nicht die, die mit angezogener Handbremse und Tempomat durch die Gegend fahren.
Vielleicht sollte ich es doch nochmal mit hochdosiertem Johanniskraut versuchen. Angeblich wird man dadurch deutlich gelassener. Andererseits besteht die Gefahr von hässlichen Pigmentstörungen - und davon bekomme ich erst recht schlechte Laune. Da trinke ich doch lieber mein geliebtes abendliches Glas Rotwein und halte es ansonsten mit Voltaire, der einst sagte:

Life is a shipwreck, but we must not forget to sing in the lifeboats...


Donnerstag, 20. September 2012

Glückspilze

Endlich gibt es mal wirklich gute Nachrichten - zumindest, was Lenas botanische Probleme betrifft. Bevor wir gestern zur Lumbalpunktion anrücken mussten, haben wir noch unseren Freunden, den Radiologen, einen Besuch abgestattet. Alle Leser des ehemaligen Newsletters wissen, dass solche Treffen in der Vergangenheit immer eher problematisch waren, um es mal gemäßigt auszudrücken. Doch gestern hatten wir endlich mal Glück! Nach kurzen anfänglichen Abstimmungsproblemen bezüglich unseres Termins und der damit verbundenen Wartezeit konnten wir uns praktisch in Rekordzeit in die Untersuchungsräumlichkeiten vorarbeiten und dann ging es eigentlich auch alles relativ flott. Es galt abzuklären, ob und inwieweit die mittlerweile fast drei Monate andauernde Therapie mit Antimykotika bislang erfolgreich gewesen ist. 
Anfang Juli hatte sich die Aspergillose sehr großflächig in Lenas einem Lungenflügel ausgebreitet - wie Ihr wisst, war ihr Zustand zu diesem Zeitpunkt extrem kritisch. Zu unserer großen Erleichterung sieht es inzwischen aber deutlich besser aus - die Medikamente, die etwa den Gegenwert des Inhalts von Fort Knox haben, sind ihr Geld offensichtlich wert und haben das getan, was wir von ihnen erwartet bzw. uns erhofft haben. Bildlich stellt sich das Ganze in etwa so dar:
Vorher

Nachher
Die Ärzte sind sehr zufrieden - und wir sind es auch. Natürlich beeinflusst diese gute Nachricht letztendlich nicht Lenas AML, aber man muss alle Siege feiern, so klein und unbedeutend sie manchmal auch erscheinen mögen, wenn man das "große Ganze" betrachtet.Lenas Lumbalpunktion verlief ebenfalls ohne nennenswerte Schwierigkeiten und diesmal mussten wir nur vier Stunden warten statt sechs, wie beim letzten Mal. 
Um den Tag perfekt zu machen, durfte ich dann gestern Abend noch mit meiner Freundin Ariane, die Geburtstag hatte, und ihrem Mann in Erno's Bistro zu Abend essen, nichtwissend, dass nicht nur der Geburtstag gefeiert wurde, sondern auch noch der Hochzeitstag. Wenn das keine Ehre ist und der ganze Tag Lena und mich nicht zu  echten Glückspilzen gemacht hat, dann weiß ich es nicht... 

Ansonsten möchte ich das Wort Pilz bis auf Weiteres nur noch in den Mund nehmen, wenn es absolut notwendig ist.



Dienstag, 18. September 2012

Kinder, wie die Zeit vergeht...

Seit der letzten Lumbalpunktion sind schon wieder zwei Wochen rum, einfach so! 
Das bedeutet aber nicht nur, dass uns die Tage nur so um die Ohren fliegen, sondern auch, dass wir morgen früh wieder einrücken auf Station 32-4. Bevor Lena abermals punktiert wird, müssen wir allerdings noch "schnell" zum CT, denn mittlerweile sind sich die Ärzte und ich darüber einig geworden, dass es vielleicht ganz schlau wäre mal nachzuschauen, was ihre Lungenaspergillose so macht. Auf jeden Fall nehme ich mir einen Liegestuhl mit, denn die Erfahrung hat gezeigt, dass "schnell" ein äußerst dehnbarer Begriff ist, zumindest bei den Radiologen in der Uniklinik. 
So oder so haben wir morgen also einen langen und anstrengenden, aber hoffentlich auch aufschlussreichen Tag vor uns, über dessen Verlauf und Ergebnisse ich Euch natürlich berichten werde. Vielleicht gibt es sogar ein kleines bisschen "Germany's Next Top Koch"-Feeling und ich habe ein schönes Foto für Euch - vom Mittagessen...

Sonntag, 16. September 2012

Freitag, der 14.

Freitag war ein ganz besonderer Tag - in vielerlei Hinsicht. 
Zum einen hatten wir siebenmonatiges "Jubiläum" - soviel Zeit ist seit der Diagnosestellung am 14. Februar 2012 vergangen. Und obwohl ich mich eigentlich nur für ein bisschen abergläubisch halte, habe ich doch gemerkt, wie unglaublich nervös es mich gemacht hat, dass ausgerechnet an diesem speziellen Datum die Punktion durchgeführt wurde, die Aufschluss darüber geben sollte, ob Lena einen Rückfall erlitten hat oder nicht. Ihre Blutwerte sind nach wie vor jenseits von bescheiden und in den letzten Tagen hat sich ja auch bei den Ärzten definitiv so etwas wie Nervosität bemerkbar gemacht. Insofern waren die zwei Tage vor dem Eingriff und die Stunden danach eine echte Tortur. Ich bin sogar soweit gegangen, mir selbst zu schwören, niemals wieder ein paar Schuhe im Internet zu kaufen, wenn wir nur bitte ein gutes Ergebnis bekommen. 
Das hört sich jetzt eventuell eine Spur zu flapsig oder sogar ziemlich unpassend an, aber eines ist mir inzwischen klar geworden. So etwas wie Political Correctness, bzw. Cancer Correctness gibt es nicht beim Umgang mit Krebs. Jeder Mensch, ob nun direkt Betroffener, Angehöriger, Freund oder auch Feind, geht mit dem Thema völlig anders um. Es gibt ein amerikanisches Buch namens Facing Cancer Together, das von einer ehemaligen Patientin geschrieben wurde. Ich habe ein wenig darin rumgeblättert und festgestellt, dass viele der Dinge, die für die Autorin hilfreich waren und die sie anderen im Umgang mit Krebspatienten rät, für Lena wahrscheinlich der größte anzunehmende Horror wären, wie zum Beispiel Bring Food oder Decorate the Hospital Room. Insgesamt ist die Idee, eine Art Ratgeber zu schreiben, sicherlich sehr ehrenwert, aber am Ende doch eine höchst subjektive Angelegenheit. Und deshalb erlaube ich mir auch "Schuhkommentare" - denn mir hilft es im Moment vor allem, nicht den Humor zu verlieren. Natürlich ist das nicht in jeder Situation möglich, aber wenn es sich irgendwie machen lässt, versuche ich der Bedrohung mit einem ironischen Lächeln im Gesicht zu begegnen. Bitte versucht Euch daran zu erinnern, falls ich demnächst mal etwas über meine Bad Hairdays schreibe. Denn eigentlich wäre das natürlich Lenas Job. 
Auf jeden Fall ist mein Flehen offensichtlich erhört worden. Nach schier unendlichen fünf Stunden kam die erlösende Nachricht, dass in Lenas Knochenmark im wahrsten Sinne des Wortes gar nichts gefunden wurde - auch KEINE Leukämiezellen! Ihr könnt Euch sicherlich vorstellen, wie unglaublich erleichternd das war. Zwar bedeutet das nicht, dass Lena damit aus dem Gröbsten heraus ist, aber zumindest ist sie zu diesem Zeitpunkt nach wie vor in voller Remission - und das ist erst einmal das Allerwichtigste. Die Freude darüber ist und war so groß, dass sie sich offensichtlich auch kurzfristig über meine Geschmacksnerven gelegt bzw. diese zeitweise gelähmt hat - auf jeden Fall habe ich am Freitag das erste Mal ein komplettes Klinikessen zu mir genommen, inclusive Wackelpudding!
Auch sonst war das Wochenende ein voller Erfolg. Nach einer wie eine Ewigkeit anmutenden Wartezeit von ich weiß nicht wievielen Wochen und Monaten, sind in der vergangen Woche endlich die Fenster in unserem Haus eingebaut worden, was bedeutet, dass wir eventuell doch noch dieses Jahr einziehen können. Es ist Lenas größter Wunsch, Weihnachten mit der versammelten Großfamilie im neuen Haus zu feiern und wir werden uns nach Kräften bemühen, ihr diesen Wunsch zu erfüllen. Auch für die beiden Kleinen wäre es natürlich eine große Freude und Erleichterung, endlich dort zu leben, wo sie zur Schule bzw. in den Kindergarten gehen und wo all ihre Freunde wohnen. Dann hat auch endlich die elende Geburtstagsplanung ein Ende. Damit nicht Leos ganze Schulklasse zu uns nach Frankfurt zum Feiern kommen muss, lagern wir das diesjährige Großereignis in einen Sportpark im Taunus aus, wo sich die Kinder an Kletterwänden austoben sollen. Obwohl sich so etwas ganz gut organisieren lässt, steht mir dennoch jetzt schon der Schweiß auf der Stirn, ob das alles gut enden wird. 
Emilia hat beschlossen, dass sie nicht mehr alleine in ihrem Zimmer schlafen, sondern bei ihrem Bruder einziehen möchte, weil sie ansonsten vereinsamt (O-Ton). Der lehnt das allerdings rigoros ab... Mädchenkram... So macht man sich um jedes Kind seine ganz individuellen Sorgen. Eines haben die beiden allerdings gemeinsam - nämlich ihre aktuelle Lieblingsantwort auf absolut alles, worum ich sie bitte: "Ich denke überhaupt nicht daran!" Der einzige, der keine Widerworte gibt, ist der Hund. Manchmal denke ich, dass es im Krankenhaus eigentlich doch ganz schön ist...