Freitag, 5. Oktober 2012

Gärtnerfreuden





Nein, dies ist zum Glück nicht Lenas Lunge, sondern unser Rasen, aber wer weiß schon genau, wie es bei Lena innendrin wirklich aussieht? Nach wie vor laborieren wir an ihrer Pilzinfektion herum, aber damit das Ganze auf Dauer nicht zu langweilig und eintönig wird, darf sich das Tochter-Mutter-Gespann in der kommenden Woche auf eine weitere Lumbalpunktion sowie vier Tage Chemotherapie freuen. Kaum haben Lenas Thrombozyten die magische Marke von 80.000 passiert, kommt die onkologische Kampfbrigade mit ihren Cytarabin-Geschossen angerückt und macht alles wieder platt. Die Laune ist bei uns dementsprechend nicht gerade auf dem Höhepunkt, aber mit dieser Gefühlsverfassung stehen wir zumindest nicht alleine dar.
Auch die Schwestern in der Tagesklinik zeigen sich im Moment eher von ihrer gereizten Seite. Heute morgen hieß es Schlange stehen für einen Sitzplatz in einem der diversen Krankenzimmer - und wem das nicht passte, der wurde erst mal ordentlich angeranzt. Da kann sich selbst das Personal von Ryan Air noch eine Scheibe von abschneiden, wobei sich deren Klientel ja meist auf freiwilliger Basis zum Prügeln um die besten Plätze einfindet und weiß, dass ein paar freundliche Worte am frühen Morgen nicht im Preis mit inbegriffen sind.

Wie dem auch sei, mit unserer Motivation, nächste Woche wieder in der Klinik zu verbringen, steht es aktuell nicht zum Besten. Nach einem recht erfreulichen Monatsauftakt geht uns beiden gerade die Puste aus - und es ist doch erst der 5. Oktober heute... Was das Thema Intensiv-Therapie betrifft, so gibt es weiterhin keine neuen Erkenntnisse, was jegliche Planung für den Rest des Jahres praktisch unmöglich macht. Auch das drückt ein wenig auf's Gemüt.
Damit wir nicht ganz und gar in der Trübseligkeit versinken, gehen Lena und ich heute Nachmittag ins Kino, zum ersten Mal seit acht Monaten. Aktuell sind die Blutwerte, wie ja schon erwähnt, ganz knapp oberhalb der kritischen Grenze, so dass wir uns ein solches Abenteuer mit ärztlicher Genehmigung erlauben dürfen. Danach ist dann erstmal wieder für eine ganze Weile Schluß mit derlei Späßen. Das gilt nicht nur für Kinobesuche, sondern auch für gelegentliche Abstecher in die Schule. Einen solchen hat Lena gestern gewagt, was fast schon in die Rubrik "Breaking News" fällt. Da ich nicht mit dabei war, kann ich leider nicht so wirklich viel darüber berichten - kurz zusammengefasst lässt sich aber festhalten, dass der Ausflug Lena sehr gut getan hat und damit nun auch die große Hemmschwelle bezüglich des neuen Klassenverbandes überwunden ist. Allerdings hat das Ganze sie auch sehr angestrengt - es gilt also, nicht übermütig zu werden, aber dieses "Problem" hat sich mit der Chemotherapie nächste Woche ja erst mal wieder erledigt...
Apropos erledigen: Ich werde nun den Pilzen in unserem Garten kurz und knapp den Garaus bereiten. Nach den Erfahrungen der letzten Monate gibt es nur noch einen einzigen Ort auf der ganzen weiten Welt, wo ich gerne Pilze sehen möchte - und zwar auf meinem Teller, in Butter gebraten und mit Kräutern verfeinert. Ansonsten kann ich auf die Dinger echt verzichten.