Als ich meinen Blog vor gut zwei Jahren aus der Taufe hob,
hatte ich mir fest vorgenommen, neben den ernsten Themen des Lebens auch stets
Raum zu schaffen für andere Dinge. Ich glaube, ich hatte damals hauptsächlich
Essen und guten Wein, Bücher und sehenswerte Filme bzw. Serien sowie natürlich
Schuhe, Taschen und Lippenstifte im Sinn – also alles Sachen, die
(Frau/Mutter/Tussi) Freude machen.
Irgendwie ist dann aber nicht so richtig was
daraus geworden, zumindest nicht in schriftlicher Form. (Im realen Leben habe
ich die Wirtschaft diesbezüglich durchaus angekurbelt...) Es stellt sich ja
auch die Frage, wer sich ernsthaft dafür interessieren dürfte, welche Filme ich
gerade gut finde oder dass ich plötzlich rotes Lipgloss für mich entdeckt habe.
Außerdem gibt es ja so viele wunderbare Blogs, die sich ausschließlich mit den
schönen Dingen des Lebens beschäftigen. Die sind so gut und ansprechend
gemacht, dass ich sie mir schon alleine deshalb anschaue, weil ich immer das Gefühl
habe, all die Schönheit und der Glamour färben ein bisschen auf mich ab. Wenn
ich dann mit meinen neuen Lippenstiften um die Ecke komme und die hier poste,
ist das irgendwie so, als würde sich der Bürgermeister von Königstein für das
Kanzleramt empfehlen (nichts gegen den Bürgermeister, mir fällt jetzt so
spontan nur kein besserer Vergleich ein). Oder als würde ich darauf warten,
dass mich ein großer Verleger entdeckt und meine Memoiren druckt.
Bevor das
passiert, muss ich hier einiges verändern. Weg vom Hobby – hin zur Profession.
Das ist mir am vergangenen Wochenende bei gleich zwei Gelegenheiten sehr klar
geworden. Zum einen habe ich im Stern folgende Karikatur von Til Mette
gefunden:
Ich habe mich so was von angesprochen gefühlt, dass es fast
schon wieder komisch wäre, wäre es nicht so traurig. Was mache ich hier
eigentlich? Und dann saß ich gestern im Flugzeug von Malaga nach Madrid (dazu
mehr im nächsten Beitrag) und machte die Bekanntschaft eines netten jungen Mannes, der neben mir saß und mich ansprach. Wir unterhielten uns über Spanien,
über Gibraltar, über Frankreich und über das Wetter und irgendwann kam das
Gespräch zwangsläufig darauf, was man denn sonst noch so macht, wenn man nicht
gerade im Flieger sitzt und über das Wetter plaudert. Ich erzählte also von meinem Blog und es kann durchaus sein, dass ich meine Verdienste rund
ums Schreiben vielleicht einen Hauch zu euphorisch darstellte. Aber hoch oben über
den Wolken, wo die Luft so viel dünner ist und einem ein klitzekleines Gläschen
Wein viel schneller zu Kopf steigt als auf festem Boden, plaudert es sich
einfach ungehemmter.
Es stellte sich dann allerdings heraus, dass ich neben
Prawjal Parajuly saß, einem jungen, sehr erfolgreichen Autor
indisch-nepalesischer Herkunft, der mit gerade mal 30 Jahren bereits zwei Bücher
veröffentlicht hat.(http://www.prajwalparajuly.com/Home/Reviews).
OUCH! Da saß ich nun und fühlte mich wie eine Hochstaplerin. Oder bestenfalls
wie eine Hobbyjournalistin, wenngleich meine aktive Zeit diesbezüglich ja nun
auch schon eine ganze Weile zurückliegt. Vielleicht war bzw. ist das aber auch
der berühmte Tritt in den Allerwertesten, den ich diesmal als ganz besonders
schmerzlich empfunden habe. Bestimmt bleiben Blutergüsse zurück!
Ich werde also in mich gehen und überlegen, was ich ändern
kann. Und ein Gutes immerhin hat die Sache. Man wird ja dieser Tage öfter mal gefragt,
was man für Hobbys hat. Jetzt weiß ich endlich, wie ich darauf antworten
kann …
P.S. Und für alle interessierten Damen zum Trotz doch noch eine kleine Lippenstift-Info. Ich habe festgestellt, dass diese Produkte den November ganz ungeheuer aufhübschen…