Dienstag, 18. November 2014

Mein neues Hobby


Als ich meinen Blog vor gut zwei Jahren aus der Taufe hob, hatte ich mir fest vorgenommen, neben den ernsten Themen des Lebens auch stets Raum zu schaffen für andere Dinge. Ich glaube, ich hatte damals hauptsächlich Essen und guten Wein, Bücher und sehenswerte Filme bzw. Serien sowie natürlich Schuhe, Taschen und Lippenstifte im Sinn – also alles Sachen, die (Frau/Mutter/Tussi) Freude machen. 

Irgendwie ist dann aber nicht so richtig was daraus geworden, zumindest nicht in schriftlicher Form. (Im realen Leben habe ich die Wirtschaft diesbezüglich durchaus angekurbelt...) Es stellt sich ja auch die Frage, wer sich ernsthaft dafür interessieren dürfte, welche Filme ich gerade gut finde oder dass ich plötzlich rotes Lipgloss für mich entdeckt habe. Außerdem gibt es ja so viele wunderbare Blogs, die sich ausschließlich mit den schönen Dingen des Lebens beschäftigen. Die sind so gut und ansprechend gemacht, dass ich sie mir schon alleine deshalb anschaue, weil ich immer das Gefühl habe, all die Schönheit und der Glamour färben ein bisschen auf mich ab. Wenn ich dann mit meinen neuen Lippenstiften um die Ecke komme und die hier poste, ist das irgendwie so, als würde sich der Bürgermeister von Königstein für das Kanzleramt empfehlen (nichts gegen den Bürgermeister, mir fällt jetzt so spontan nur kein besserer Vergleich ein). Oder als würde ich darauf warten, dass mich ein großer Verleger entdeckt und meine Memoiren druckt. 

Bevor das passiert, muss ich hier einiges verändern. Weg vom Hobby – hin zur Profession. Das ist mir am vergangenen Wochenende bei gleich zwei Gelegenheiten sehr klar geworden. Zum einen habe ich im Stern folgende Karikatur von Til Mette gefunden:



Ich habe mich so was von angesprochen gefühlt, dass es fast schon wieder komisch wäre, wäre es nicht so traurig. Was mache ich hier eigentlich? Und dann saß ich gestern im Flugzeug von Malaga nach Madrid (dazu mehr im nächsten Beitrag) und machte die Bekanntschaft eines netten jungen Mannes, der neben mir saß und mich ansprach. Wir unterhielten uns über Spanien, über Gibraltar, über Frankreich und über das Wetter und irgendwann kam das Gespräch zwangsläufig darauf, was man denn sonst noch so macht, wenn man nicht gerade im Flieger sitzt und über das Wetter plaudert. Ich erzählte also von meinem Blog und es kann durchaus sein, dass ich meine Verdienste rund ums Schreiben vielleicht einen Hauch zu euphorisch darstellte. Aber hoch oben über den Wolken, wo die Luft so viel dünner ist und einem ein klitzekleines Gläschen Wein viel schneller zu Kopf steigt als auf festem Boden, plaudert es sich einfach ungehemmter.

Es stellte sich dann allerdings heraus, dass ich neben Prawjal Parajuly saß, einem jungen, sehr erfolgreichen Autor indisch-nepalesischer Herkunft, der mit gerade mal 30 Jahren bereits zwei Bücher veröffentlicht hat.(http://www.prajwalparajuly.com/Home/Reviews). OUCH! Da saß ich nun und fühlte mich wie eine Hochstaplerin. Oder bestenfalls wie eine Hobbyjournalistin, wenngleich meine aktive Zeit diesbezüglich ja nun auch schon eine ganze Weile zurückliegt. Vielleicht war bzw. ist das aber auch der berühmte Tritt in den Allerwertesten, den ich diesmal als ganz besonders schmerzlich empfunden habe. Bestimmt bleiben Blutergüsse zurück!


Ich werde also in mich gehen und überlegen, was ich ändern kann. Und ein Gutes immerhin hat die Sache. Man wird ja dieser Tage öfter mal gefragt, was man für Hobbys hat. Jetzt weiß ich endlich, wie ich darauf antworten kann

P.S. Und für alle interessierten Damen zum Trotz doch noch eine kleine Lippenstift-Info. Ich habe festgestellt, dass diese Produkte den November ganz ungeheuer aufhübschen…





Sonntag, 16. November 2014

Die Säulen der Mamutschka


„No news“ sind bekanntlich „good news“ – dennoch denke ich, dass es an der Zeit ist, die dünne Nachrichtenlage auf diesem Blog endlich mal wieder etwas aufzubessern.

Es ist schon fast ein halbes Jahr her, dass ich zuletzt etwas geschrieben habe und so langsam mache ich mir Sorgen, dass ich bei den nächsten Beiträgen bereits eine rheumatoide Arthritis in den Fingern verspüren werde, wenn ich in dem Tempo weitermache. Deshalb habe ich beschlossen, sofortige Wiederbelebungsmaßnahmen für „Frenzy Girl“ einzuleiten. Analog zur ersten Hilfe beim Menschen könnte ich versuchen, an 30 aufeinander folgenden Tagen mindestens fünf bis sechs Sätze zu schreiben und dann zwei Tage lang durchzuatmen (30 x 5 bis 6 cm tiefe Herzdruckmassage, 2 x Beatmen... frei interpretiert...) Oder ich schreibe alle fünf bis sechs Tage mindestens 30 Sätze. Oder ich atme zweimal tief durch und fange einfach mal an:

Leider leide ich, völlig untypisch für mich, seit neuestem an Durchschlafstörungen. Meistens wache ich zwischen drei und vier Uhr morgens auf und kann dann nicht mehr einschlafen. Meistens weiß ich noch nicht einmal, weshalb ich aufwache, vor einigen Nächten jedoch war es eindeutig ein Traum, der mir den Schlaf geraubt hat. In der Nacht von Dienstag auf Mittwoch träumte ich, unser Haus stünde auf riesigen, massiven Säulen, die einer unserer Nachbarn aus optischen Gründen entfernen wollte. Mit einem Bagger machte er sich solange an den Säulen zu schaffen, bis sie in sich zusammenbrachen und das Haus frei zu schweben schien. Das sah auch ganz prima aus, allerdings leider nur ein paar Sekunden lang, denn dann krachte die gesamte Hütte vor meinen Augen zusammen. Ich wurde vor lauter Schreck wach und verbrachte den Rest der Nacht damit, mir Gedanken zu machen, was das Ganze wohl zu bedeuten habe, obwohl man dafür natürlich kein ausgefuchster Psychologe sein muss. Ich kann mich zwar nicht entsinnen, zu was für einem Schluss ich letztendlich kam, aber dass unsere Lebenssituation aktuell etwas instabil ist, manifestierte sich am nächsten Tag in schriftlicher Form – und zwar in Gestalt von Lenas aktuellem Blutbild.

Das bereitet uns seit geraumer Zeit ein wenig Sorge und hat bereits direkt nach den Sommerferien dazu geführt, dass Lena punktiert werden musste, um einen Rückfall auszuschließen. Hallelujah, welch ein Start ins neue Schuljahr. Zu unserer großen Erleichterung bestätigte sich der Verdacht nicht, trotzdem war das Ganze eine Art von „Willkommen zurück in der Realität“ - Gruß, auf den wir alle gerne verzichtet hätten. Zum Glück gab es aber genug andere Dinge zu tun, die für die nötige Ablenkung sorgten. Leistungskurse wählen, Kindergeburtstage organisieren, Haustiere dressieren, aufgeschlagene Knie verbinden, die letzten Sommertage genießen, sich um weiterführende Schulen kümmern – und dann standen auch schon wieder die Herbstferien vor der Tür. Die verbrachten wir dieses Mal in Andalusien, wo zwei Wochen lang die liebsten Freunde aus Berlin und Frankfurt mit von der Partie und das Leben und das Wetter einfach nur herrlich waren. Vielleicht sollten wir aber einfach nicht mehr in Urlaub fahren. Denn der neuerliche Kontrolltermin im Krankenhaus am Mittwoch entpuppte sich als ein Szenario mit Deja-Vu Charakter. Es war genau wie nach den Sommerferien. Der ernste Blick des Arztes, die sorgenvolle Miene... Die Blutwerte... Wieder eine Punktion, wieder diese Scheißangst.

Die Angst ist vielleicht das Schlimmste an der ganzen Sache. Sie verhält sich wie ein liebeskranker Stalker. Kaum ignoriert man sie, setzt sie alles daran, bitte wieder wahr- und ernstgenommen zu werden. Man mag sich vorgenommen haben, sie nicht weiter zu beachten, doch da hat man die Rechnung leider ohne sie gemacht. Wer die Angst einmal kennengelernt und zu sich nach Hause eingeladen, vielleicht sogar monatelang mit ihr zusammengelebt hat, der wird sie so schnell nicht mehr los. Da mag man sich noch so sehr einreden, die Situation im Griff zu haben, man mag zur normalen Tagesordnung zurückzukehren und statt Sorge und Furcht endlich mal wieder andere Gefühle in seinem Leben willkommen heißen, aber zu glauben, dass die Angst dieses Spielchen mitspielt, wäre mehr als naiv. Sie lässt sich nicht einfach so abweisen, nach all der Zeit, die man gemeinsam verbracht hat. Sie hat jetzt zwar nicht mehr den ganz großen Platz im Leben, aber sie wird dennoch jede Chance nutzen, sich zu zeigen und sich bemerkbar zu machen. Sie taucht in den unmöglichsten Momenten auf und droht einem, auf mehr oder weniger subtile Art und Weise. Und es gibt gar nichts, was man gegen sie unternehmen kann. Klar könnte man ein paar Pillen einwerfen, aber was dann? Bei der letzten Punktion vor drei Tagen habe ich zum zweiten Mal seit Februar 2014 ein Beruhigungsmittel eingenommen, aber entweder war das Zeug schon abgelaufen oder meine Psyche hat sich verweigert. Gebracht hat es jedenfalls nüschte...

Der guten Ordnung halber sollte ich an dieser Stelle erwähnen, dass auch bei der neuerlichen Untersuchung nichts herausgekommen ist, was natürlich die Hauptsache ist. Aber das ständige Luftanhalten ist schon sehr ungesund. Manchmal bezweifele ich, dass ich ohne ernsthaften Dachschaden aus dieser Nummer rauskomme. Jedenfalls knirscht und kracht es mächtig im Gebälk, womit wir dann wieder bei meinem Traum wären. Die Hoffnung und die Zuversicht auf ein gutes Ende dieser Reise, auf der wir uns nun seit fast drei Jahren befinden, sind die Säulen in meinem Leben als Mutter. Sie stützen mich in der Zeit der Ungewissheit und an sie lehne ich mich nach jedem Rückschlag an. Sie müssen einiges aushalten, die lieben Säulen, und ich hoffe sehr, dass sie massiv genug gebaut sind, damit ihnen auch die regelmäßigen Angriffe meines Stalkers bzw. meiner Stalkerin nichts anhaben können. Ich muss dringend Kontakt aufnehmen zu einem guten Bauunternehmen, das der ganzen Angelegenheit die nötige Stabilität verleiht...

Soviel zur aktuellen Befindlichkeitslage. Es könnte besser sein, aber schlimmer geht es natürlich auch – insofern werde ich mir nicht  dauerhaft die Laune verhageln lassen. Es gibt nämlich, wie immer, auch durchaus Positives zu berichten. Doch das spare ich mir für meinen nächsten Beitrag auf. Schließlich muss ich eifrig Inhalte ersinnen, sonst war es das mit meiner Blog-Wiederbelebung