„No news“ sind bekanntlich
„good news“ – dennoch denke ich, dass es an der Zeit ist, die dünne
Nachrichtenlage auf diesem Blog endlich mal wieder etwas aufzubessern.
Es ist schon fast ein halbes
Jahr her, dass ich zuletzt etwas geschrieben habe und so langsam mache ich mir
Sorgen, dass ich bei den nächsten Beiträgen bereits eine rheumatoide Arthritis
in den Fingern verspüren werde, wenn ich in dem Tempo weitermache. Deshalb habe
ich beschlossen, sofortige Wiederbelebungsmaßnahmen für „Frenzy Girl“ einzuleiten.
Analog zur ersten Hilfe beim Menschen könnte ich versuchen, an 30 aufeinander
folgenden Tagen mindestens fünf bis sechs Sätze zu schreiben und dann zwei Tage
lang durchzuatmen (30 x 5 bis 6 cm tiefe Herzdruckmassage, 2 x Beatmen... frei
interpretiert...) Oder ich schreibe alle fünf bis sechs Tage mindestens 30
Sätze. Oder ich atme zweimal tief durch und fange einfach mal an:
Leider leide ich, völlig
untypisch für mich, seit neuestem an Durchschlafstörungen. Meistens wache ich
zwischen drei und vier Uhr morgens auf und kann dann nicht mehr einschlafen. Meistens
weiß ich noch nicht einmal, weshalb ich aufwache, vor einigen Nächten jedoch
war es eindeutig ein Traum, der mir den Schlaf geraubt hat. In der Nacht von
Dienstag auf Mittwoch träumte ich, unser Haus stünde auf riesigen, massiven
Säulen, die einer unserer Nachbarn aus optischen Gründen entfernen wollte. Mit
einem Bagger machte er sich solange an den Säulen zu schaffen, bis sie in sich
zusammenbrachen und das Haus frei zu schweben schien. Das sah auch ganz prima
aus, allerdings leider nur ein paar Sekunden lang, denn dann krachte die
gesamte Hütte vor meinen Augen zusammen. Ich wurde vor lauter Schreck wach und
verbrachte den Rest der Nacht damit, mir Gedanken zu machen, was das Ganze wohl
zu bedeuten habe, obwohl man dafür natürlich kein ausgefuchster Psychologe sein
muss. Ich kann mich zwar nicht entsinnen, zu was für einem Schluss ich letztendlich
kam, aber dass unsere Lebenssituation aktuell etwas instabil ist, manifestierte
sich am nächsten Tag in schriftlicher Form – und zwar in Gestalt von Lenas
aktuellem Blutbild.
Das bereitet uns seit
geraumer Zeit ein wenig Sorge und hat bereits direkt nach den Sommerferien dazu
geführt, dass Lena punktiert werden musste, um einen Rückfall auszuschließen.
Hallelujah, welch ein Start ins neue Schuljahr. Zu unserer großen Erleichterung
bestätigte sich der Verdacht nicht, trotzdem war das Ganze eine Art von „Willkommen
zurück in der Realität“ - Gruß, auf den wir alle gerne verzichtet hätten. Zum
Glück gab es aber genug andere Dinge zu tun, die für die nötige Ablenkung
sorgten. Leistungskurse wählen, Kindergeburtstage organisieren, Haustiere
dressieren, aufgeschlagene Knie verbinden, die letzten Sommertage genießen,
sich um weiterführende Schulen kümmern – und dann standen auch schon wieder die
Herbstferien vor der Tür. Die verbrachten wir dieses Mal in Andalusien, wo zwei
Wochen lang die liebsten Freunde aus Berlin und Frankfurt mit von der Partie
und das Leben und das Wetter einfach nur herrlich waren. Vielleicht sollten wir
aber einfach nicht mehr in Urlaub fahren. Denn der neuerliche Kontrolltermin im
Krankenhaus am Mittwoch entpuppte sich als ein Szenario mit Deja-Vu Charakter. Es
war genau wie nach den Sommerferien. Der ernste Blick des Arztes, die sorgenvolle
Miene... Die Blutwerte... Wieder eine Punktion, wieder diese Scheißangst.
Die Angst ist vielleicht das
Schlimmste an der ganzen Sache. Sie verhält sich wie ein liebeskranker Stalker.
Kaum ignoriert man sie, setzt sie alles daran, bitte wieder wahr- und
ernstgenommen zu werden. Man mag sich vorgenommen haben, sie nicht weiter zu
beachten, doch da hat man die Rechnung leider ohne sie gemacht. Wer die Angst
einmal kennengelernt und zu sich nach Hause eingeladen, vielleicht sogar
monatelang mit ihr zusammengelebt hat, der wird sie so schnell nicht mehr los.
Da mag man sich noch so sehr einreden, die Situation im Griff zu haben, man mag
zur normalen Tagesordnung zurückzukehren und statt Sorge und Furcht endlich mal
wieder andere Gefühle in seinem Leben willkommen heißen, aber zu glauben, dass
die Angst dieses Spielchen mitspielt, wäre mehr als naiv. Sie lässt sich nicht
einfach so abweisen, nach all der Zeit, die man gemeinsam verbracht hat. Sie
hat jetzt zwar nicht mehr den ganz großen Platz im Leben, aber sie wird dennoch
jede Chance nutzen, sich zu zeigen und sich bemerkbar zu machen. Sie taucht in
den unmöglichsten Momenten auf und droht einem, auf mehr oder weniger subtile
Art und Weise. Und es gibt gar nichts, was man gegen sie unternehmen kann. Klar
könnte man ein paar Pillen einwerfen, aber was dann? Bei der letzten Punktion
vor drei Tagen habe ich zum zweiten Mal seit Februar 2014 ein Beruhigungsmittel
eingenommen, aber entweder war das Zeug schon abgelaufen oder meine Psyche hat
sich verweigert. Gebracht hat es jedenfalls nüschte...
Der guten Ordnung halber
sollte ich an dieser Stelle erwähnen, dass auch bei der neuerlichen
Untersuchung nichts herausgekommen ist, was natürlich die Hauptsache ist. Aber
das ständige Luftanhalten ist schon sehr ungesund. Manchmal bezweifele ich,
dass ich ohne ernsthaften Dachschaden aus dieser Nummer rauskomme. Jedenfalls
knirscht und kracht es mächtig im Gebälk, womit wir dann wieder bei meinem
Traum wären. Die Hoffnung und die Zuversicht auf ein gutes Ende dieser Reise,
auf der wir uns nun seit fast drei Jahren befinden, sind die Säulen in meinem
Leben als Mutter. Sie stützen mich in der Zeit der Ungewissheit und an sie
lehne ich mich nach jedem Rückschlag an. Sie müssen einiges aushalten, die
lieben Säulen, und ich hoffe sehr, dass sie massiv genug gebaut sind, damit
ihnen auch die regelmäßigen Angriffe meines Stalkers bzw. meiner Stalkerin
nichts anhaben können. Ich muss dringend Kontakt aufnehmen zu einem guten
Bauunternehmen, das der ganzen Angelegenheit die nötige Stabilität verleiht...
Soviel zur aktuellen
Befindlichkeitslage. Es könnte besser sein, aber schlimmer geht es natürlich
auch – insofern werde ich mir nicht
dauerhaft die Laune verhageln lassen. Es gibt nämlich, wie immer, auch
durchaus Positives zu berichten. Doch das spare ich mir für meinen nächsten
Beitrag auf. Schließlich muss ich eifrig Inhalte ersinnen, sonst war es das mit
meiner Blog-Wiederbelebung …