Dienstag, 10. November 2015

Roadtrip

Was soll ich sagen? In den letzten Wochen und Monaten bin ich netterweise dann und wann gefragt worden, ob ich diesem Blog nicht doch wieder ein bisschen Leben einhauchen möchte, und ich habe so oft geantwortet, dass das leider nicht geht, weil ich Lenas Wunsch, hier nicht länger zum Thema gemacht zu werden, selbstverständlich respektiere. Darüber hinaus gab es andere Gründe, die ein Weiterschreiben einfach schwierig gemacht haben.

Nachdem ich aber heute im Krankenhauskiosk die Gelegenheit hatte, aufgrund eines stark erhöhten Kundenaufkommens für längere Zeit neben der Zeitschriftenauslage zu verweilen, kann ich nicht länger an mich halten. Ich muss mein Schweigen brechen und die guten Nachrichten, die mir auf dem Titel der Novemberausgabe der In Style verkündet wurden, umgehend teilen. Vielleicht gibt es außer mir noch ein paar andere Nichtwissende, denen jetzt endlich auf die Sprünge geholfen werden kann.

Sexy Haare, geiler Body, super Style: „Du kannst alles haben“.

Das behauptet keine Geringere als Kate Hudson und die muss es schließlich wissen! Ich bin begeistert! Haare, Body und Style, alles auf einmal – das will ich auch. Und es ist auch gar nicht so schwer, wie ich nachlesen konnte. Eigentlich kommt es nur auf zwei Dinge an – die richtige Einstellung und ein festes Styling-Team. Ersteres sollte kein Problem sein, daran lässt sich arbeiten. Was das Styling Personal betrifft, ist Kate zum Glück nicht geizig mit ein paar echten Insider-Tips: „Ich habe ein festes Team und jede Meinung zählt. Es ist oft eine schwierige Entscheidung zwischen zwei völlig verschiedenen Looks. Wir werfen jedes Argument in die Waagschale und reden dann darüber. Manchmal fällt die Entscheidung von allein, manchmal spielen wir ein wenig herum. Mal kommen meine Haare hoch, dann wieder runter, um herauszufinden, was bei dem Look am meisten Sinn macht. Das Hauptauswahlkriterium: Es muss bequem sein.“ 
Wahnsinn, so einfach geht das? Unter dieser Voraussetzung würde ich mir auch gerne ein Team zusammenstellen, welches mich bei der täglichen Auswahl für den perfekten Krankenhauslook berät. Hat jemand Lust? Jede Meinung zählt, ehrlich! Bei Kate Hudson funktioniert diese Arbeitsaufteilung laut In Style jedenfalls perfekt. Sexy Body, Traumhaare, Top-Style – und immer ein Lächeln oder Lachen im Gesicht, das signalisiert: „Hey, ich hab’ an dem ganzen Rummel hier echt viel Spaß.“ Nicht auszudenken, wenn ich hier so auflaufe! Ich freue mich jetzt schon!

Außerdem hat eine solche Ausstrahlung auf jeden Fall deutlich mehr Sex-Appeal als die, die man bekommt, wenn man sich die Titelseiten der diversen anderen Zeitschriften zu Gemüte führt:
„Abenteuer Wechseljahre – Frauen und Männer erzählen, wie sie ihre zweite Pubertät meistern“, „Depression und Burnout – Wege aus dem Seelentief“, „Weniger ist mehr – Wege aus Überfluss und Überforderung“ oder „Ausgebrannt – offen darüber reden oder verheimlichen?“
Generell begrüße ich den Trend zum Mitgefühl und seelischen Tiefgang ja, ob nun zweite Pubertät oder nicht, aber das ist mir dann doch zu viel des Guten.
Es kann natürlich sein, dass ich im Moment generell etwas empfindlich bin. Die letzten Wochen und Monate waren extrem hart und dementsprechend gelüstet es mich nach dem exakten Gegenteil: Leichtigkeit! Entspannung! Spaß! Und da bin ich nicht die Einzige. Aus Respekt vor meiner Tochter möchte ich mich hier nicht detailliert äußern, aber was hinter ihr liegt, hat in den letzten Tagen Guido Westerwelle sehr eindrücklich beschrieben. Ich bin noch unsicher, ob ich mir sein Buch zu Gemüte führen werde, wobei mich das natürlich schon sehr interessiert. Trotz aller Aufs und Abs gehe ich tatsächlich immer noch schwanger mit der eigenen Buchidee und da muss man natürlich schauen, was die Konkurrenz so in petto hat. Aber ich vermute, dass die Lektüre keine leichte Kost sein wird und halte meine Kaufentscheidung daher noch zurück. 
Zum Glück habe ich im Moment auch noch genügend anderen literarischen Stoff. Generell bin ich ein großer Freund des gedruckten Wortes und liebe es, stundenlang im Bett zu liegen und mich in einem guten Buch zu verlieren, aber aus Zeitgründen ist das im Moment leider nicht drin und daher bin ich mal wieder auf’s Hörbuch umgestiegen und freue mich über jeden Stau – zumindest, wenn ich alleine im Auto sitze. Wie einige von Euch wissen, bin ich ein glühender Fan von Jonathan Franzen und höre aktuell gerade „Unschuld“. Das macht mich regelrecht glücklich, weil es einfach so meisterhaft erzählt ist, so grandios mit den Irrungen und Wirrungen des zwischenmenschlichen Miteinanders spielt und es mitunter so schön formulierte Sätze gibt, dass ich mir diese mindestens viermal hintereinander anhören muss. Dazu ist es lustig und Sex gibt es auch jede Menge, was will man  also mehr? Letzteres legt allerdings nahe, dass ich nur zuhören kann, wenn sich keine Minderjährigen mit im Auto befinden und da wird es dann schon wieder schwierig. 
Vielleicht mache ich mal einen kleinen Roadtrip quer durch Europa, wenn der ganze Horror hier endlich ein Ende hat und höre von morgens bis abends nur coole Bücher. An der Stelle ist dann natürlich auch wieder mein Stylistenteam gefordert, denn ich muss dabei immer top gestylt und gleichzeitig bequem gekleidet sein. Ob Haare hoch oder runter, entscheiden wir  dann spontan. Einverstanden?

War schön, mal wieder mit Euch zu plaudern! Auf bald!



Dienstag, 10. Februar 2015

So long, Frenzy Girl

Wie heißt es in der Bibel? Ein jegliches hat seine Zeit, und alles Vorhaben unter dem Himmel hat seine Stunde. 

So wie es aussieht, gilt das auch für diesen Blog. Fast zweieinhalb Jahre lang habe ich ihn mal mehr, mal weniger gepflegt. Er hat mich begleitet und mir geholfen, wenn mir sonst die Worte fehlten. Es hat Spaß gemacht, zu schreiben. Es hat mich glücklich gemacht, zu schreiben. Manchmal ist es mir auch schwer gefallen, mich aufzuraffen, etwas zu schreiben - wobei das nicht an mangelnden Themen lag. Davon gab und gibt es immer genug. Aber es wird zunehmend schwieriger, offen und authentisch zu schreiben. 

Natürlich gilt es, die Privatsphäre anderer zu schützen - und das sind vor allem Menschen aus meiner unmittelbaren Umgebung, die mit meiner Offenheit anders umgehen als ich das selbst tue. Das muss ich selbstverständlich respektieren. Allerdings bedeutet das auch, dass ich mir dadurch ein Korsett umschnüre, das es mir nicht mehr erlaubt, auf eine Art und Weise zu schreiben, die diesen Blog ausgemacht und geprägt hat. Ich bedauere das sehr, zumal ich mir ja gerade vorgenommen hatte, zukünftig wieder häufiger zu schreiben. Aber zur Zeit sehe ich nicht, wie ich diesen Konflikt lösen kann.

Frenzy Girl wird es in dieser Form nicht mehr geben. Aber vielleicht fällt mir ja irgendwann etwas Anderes, etwas Neues ein - oder irgendein Kompromiss, der nicht zu lahm ist. Sollte dem so sein, so werde ich das natürlich in gewohnt offenherziger Art in die Welt hinaus trompeten. 

So long, liebe Freunde - Ihr werdet mir fehlen.

Mittwoch, 21. Januar 2015

Welttag der Jogginghose

Grundgütiger! 

Kann es sein, dass ich vergangenes Jahr lediglich drei Blogeinträge fabriziert habe? DREI??? Es scheint allerdings zu stimmen, ich habe nachgezählt. Und bei dieser überschaubaren Zahl ist es auch relativ unwahrscheinlich, dass ich mich verzählt habe, also muss ich der Wahrheit ins Auge blicken. Das war nichts, Frenzy Girl!

Da es in diesem Jahr natürlich nicht so weitergehen kann, sehe ich mich gezwungen, am heutigen Tag der Jogginghose ein paar Sätze zu produzieren, anstatt mich faul auf dem Sofa zu wälzen. Dabei ist das ja vermutlich der tiefere Sinn hinter der Erfindung eines solchen Tages. Der Muttertag leuchtet mir genauso ein wie der Weltgesundheitstag (7. April) oder der Internationale Kinderkrebstag (15. Februar), von mir aus sogar der Tag der Minzschokolade (19. Februar). Aber ein extra Tag nur für Jogginghosen? Für mich bedeutet das ganz klar, dass man an diesem Datum den ganzen Tag gar nichts tut und in ausgeleierten Sporthosen faul in der Gegend rumlungert. Es mag sicherlich Menschen geben, die das etwas anders interpretieren und als Aufforderung betrachten, sich 24 Stunden lang nur joggend durch den Tag bzw. die Nacht zu bewegen, aber das ist ja zum Glück alles reine Auslegungssache. Ich mache heute weder das eine noch das andere, sondern stelle mich wie gewohnt in Jeans und Strickjacke den Herausforderungen, die das Leben im Taunuscamp an Tag 5 für mich bereithält. Und ich schreibe ein paar Sätze, damit mein Blog nicht komplett einrostet.

Nachdem ich ja vorgestern ziemlich rum lamentiert habe, muss ich heute einräumen, dass ich eigentlich doch nicht so gerne mit den Z-Promis in Australien tauschen möchte. Ich habe zwar immer noch keine Folge des Urwalddramoletts geschaut, aber wie ich der Presse entnehmen kann, verpasse ich nicht viel. Es scheint relativ langweilig zu sein, was ich von meinem Leben ja nicht gerade behaupten kann. Zum Essen gibt es für die Dschungel-Prüflinge Kamelpenis und das Ejakulat von Busch-Schweinen, wozu ich gerne und aus vollem Herzen „Nein, danke“ sagen möchte. Es gibt Dinge im Leben, auf die verzichtet man einfach gerne. Ich möchte auch nicht die Bekanntschaft von Patricia Blanco oder Walter Freiwald machen, wobei letzterer mich eventuell bei der Jobsuche inspirieren könnte. Scheinbar hat sich Herr Freiwald via RTL für das Amt des Bundespräsidenten empfohlen. Sollte daraus etwas werden, muss ich meine Einstellung zum Dschungelcamp noch einmal überdenken.

Bis es soweit ist, könnte ich ja schon mal überlegen, welchen beruflichen Herausforderungen ich mich gerne stellen würde. Das Problem ist, dass ich ziemlich viel so halb kann, aber nicht wirklich viel so richtig. Ich kann zum Beispiel ziemlich gut kochen, aber in der Küche eines professionellen Restaurants würde ich mich kaum länger als eine Woche behaupten können. Ich bin auch eine 1a-Krankenschwester, wie ich letzte Woche bei einem Kurzaufenthalt mit Emilia in der Notaufnahme der Uniklinik mal wieder unter Beweis stellen durfte. Aber für eine Daueranstellung reichen meine Qualifikationen dann wohl doch nicht aus. Ich finde auch, dass ich eine geradezu herausragende Autofahrerin bin, aber die Aussicht, mich ein Jahr als quasi Fahrlehrerin neben sich im Auto sitzen zu haben, hält Lena zur Zeit noch ganz klar davon ab, mit dem Führerschein zu beginnen. Ich kann Haare schneiden, Nägel lackieren und Wände verputzen. Ich habe schon mal Fliesen verlegt und Tapeten geklebt und ich weiß, wie man mit einer Bohrmaschine umgeht. Ich kenne mich gut mit Computern aus und bekomme keine Herz-rhythmusstörungen beim Anblick eines Sicherungskasten. Ich bin also im Großen und Ganzen eine ganz durchschnittliche Hausfrau. Kann ich damit auch Bundespräsident werden? Und falls ja, stellt sich die Frage, ob ich für dieses Amt überhaupt genug Zeit habe. Ich schaffe ja noch nicht mal einen Blog-Eintrag pro Woche, geschweige denn einen pro Tag. Für vieles andere bin ich wahrscheinlich schon fast zu alt. Ich denke zwar oft, dass ich gerne in meinen alten Beruf zurückkehren würde, aber mal abgesehen davon, dass ich mich durch die Situation mit Lena im Grunde gar nicht ernsthaft auf irgendetwas würde festlegen können, sind gute Jobs beim Fernsehen Mangelware und nur äußerst schwer zu kriegen. Womit wir wieder beim Dschungelcamp als Arbeitsbeschaffungsmaßnahme wären. Vierzehn Tage Maden fressen für ein wenig mediale Aufmerksamkeit… Ach nein! Das ist eine ebenso unschöne Vorstellung wie die Kamel-Genitalien. 

Ich kann es drehen und wenden, wie ich will – wenn ich eines Tages noch einmal auf dem Jahrmarkt der Jobeitelkeiten bestehen möchte, muss ich wohl vorher ein Buch schreiben oder diesen Blog zum Explodieren bringen, auch wenn ich grässliche Angst vorm Scheitern habe. Aber wenn ich es nicht versuche, wie kann ich dann wissen, ob ich nicht vielleicht doch das Talent dazu gehabt hätte? Außerdem muss ich dafür noch nicht einmal mein Taunuscamp verlassen, außer natürlich, um mich alle paar Tage den (Krankenhaus)-Prüfungen zu stellen. Ansonsten kann ich zuhause bleiben, schreiben und den ganzen Tag in Jogginghosen rumlaufen. Sieht dann ja eh keiner.

Ich setze mir jetzt einfach mal eine kleine Deadline, zu der ich mir selbst anerkennend auf die Schulter klopfen möchte, weil ich regelmäßig geschrieben habe – und zwar meinen Geburtstag. Das wäre dann der 30.6., der Internationale Inkontinenztag. Kein Witz. Leider!