Einen Blog zu schreiben
ist für mich irgendwie ein bisschen so wie der Besuch eines Fitness-Studios. Am
Anfang bin ich total motiviert und habe keinerlei Schwierigkeiten, mir mehrmals
pro Woche den nötigen Freiraum zu schaffen, um meiner neuen sportlichen
Betätigung nachzugehen. Aber oh weh... kaum sind ein paar Wochen rum (ca. drei
bis maximal vier, um ehrlich zu sein), erscheint mir das ganze Unterfangen
plötzlich doch viel zu zeitintensiv und anstrengend, zumal man auch nicht
wirklich Resultate sieht. Von Sixpack keine Spur, die Bikinifigur nach wie vor
in weiter Ferne... da frage ich mich schon, wozu ich mich so schinde, auch wenn
ich natürlich absolut und zu jeder Zeit weiß, dass ich völlig unrealistische
Vorstellungen habe. Aber mit solchen Ausreden fällt das Aufgeben einfach
leichter.
Mit Frenzy-Girl verhält
es sich leider ähnlich. Jedes Mal, wenn ich mal wieder etwas geschrieben habe,
nehme ich mir vor, dass das jetzt der Kick-Start zu etwas ganz Großem ist, nur
um mich eine Woche später voll und ganz im Alltag und dem damit verbundenen
täglichen Wahnsinn verloren zu haben. Tschüß Blog, adé Buchprojekt, hallo
Realität! Letztere ist in meinem bzw. unserem Fall zwar zweifelsohne mit ein
paar Herausforderungen gespickt, aber es muss doch trotzdem möglich sein,
zwischen kranken Kindern, Hausaufgabenterror, Kindergeburtstag, Erziehung eines
Welpen und einer Dauerbaustelle hin und wieder etwas Zeit frei zu schaufeln, um
mal in Ruhe zu schreiben. Dachte ich jedenfalls. Hat aber nicht funktioniert
– bis jetzt. Das Schicksal, sollte es eines geben, hat nämlich mittlerweile
festgestellt, dass ich dann am meisten Muse zum Schreiben habe, wenn ich nicht
zuhause bin und mich daher ins Krankenhaus verfrachtet. Diesmal nicht als
Beisitzer, sondern als Patient. Da ich mit der Uniklinik verständlicherweise
eher negative Erfahrungen verbinde, bin ich Gast in einer anderen Einrichtung,
in der man sich offensichtlich ebenfalls überlegt hat, dass ganz viel Zeit das
ist, was ich nun am meisten benötige. Anders lässt es sich nicht erklären, dass
ich nun seit über 24 Stunden darauf warte, mit einem Arzt ein Gespräch darüber
zu führen, was mir fehlt und wie es weitergeht. Immerhin habe ich in der Zwischenzeit aber einen
Internetzugang erhalten und nutze nun die vielen Stunden, in denen ich hier
rumliege, um mal wieder ein paar Gedanken zu virtuellem Papier und Frenzy Girl
auf den neuesten Stand zu bringen.
Das wichtigste zuerst:
Am vergangenen Freitag ist Lenas letzter Chemoblock zuende gegangen. Keine
Infusionen mehr, keine Tabletten mehr, nur noch ein Lungen-CT und dann
regelmäßige Kontrollen – so wird es zukünftig hoffentlich aussehen für uns.
Dass wir am Freitag mit den Worten „Jetzt geht das Daumen drücken los...“
verabschiedet wurden, versuche ich mal unter dem Stichpunkt „gut gemeint,
trotzdem voll daneben“ zu verbuchen. Natürlich beginnt jetzt eine neue Phase in
Lenas Krankengeschichte – nämlich die des Abwartens und der Frage, wie ihr
Körper es schafft, gänzlich ohne all die Medikamente auszukommen, die in den
letzten 18 Monaten ein täglicher Bestandteil ihres Lebens waren. Aber wie immer
versuchen wir, das Ganze positiv anzugehen. Wir sind so weit gekommen, das darf
man einfach nicht vergessen – egal, wie groß die Sorge und die Angst auch
manchmal sein mögen. Insofern haben wir Ende letzter Woche zwar kein Feuerwerk
gezündet und es gab auch keine Blaskapelle, aber die Stimmung ist natürlich
trotzdem weitgehend heiter.
Darüber hinaus haben
wir vor zwei Wochen die Familie vergrößert. Malou hat eine kleine Schwester
bekommen.
Wie sich unschwer erkennen lässt, handelt es
sich bei der jungen Dame nicht um einen Golden Retriever, sondern um einen
Terrier. Nach anfänglichen Eifersüchteleien hat Malou die kleine Lotti in
ihr Herz geschlossen und sich auch an die Tatsache gewöhnt, auf die mich mein
Mann bereits im Vorfeld mehrfach aufmerksam gemacht hat: Kleiner Hund = großes
Ego.
Nachdem ich mich nun bereits seit acht Jahren
mehr oder weniger erfolglos an der Erziehung meines zweibeinigen Terriers
Leonard versuche, bin ich gespannt, was das Leben mit Lotti so alles mit sich
bringen wird. Zur Zeit steht das Thema Stubenreinheit ganz oben auf der Liste -
etwas, was mir schon bei meinen Kinder großen Spaß gemacht hat. Zusätzlich
betätige ich mich bei beiden Hunden als Tierärztin, da Malou sich auf einem
ihrer Streifzüge durch den Wald einen unangenehmen Parasit eingefangen hat, der
mich ein paar Tage und Nächte auf Trab gehalten hat. Mittlerweile haben wir das
Problem aber wieder im Griff, was schon insofern gut ist, als dass ich dadurch
mehr Zeit habe, mich um unsere Dauerbaustelle zu kümmern.
Auch knapp zehn Monate nach unserem Einzug
stehen wir und vor allem unsere Handwerker tagtäglich vor neuen
Herausforderungen. Aus aktuellem Anlass denke ich darüber nach, an dieser
Stelle zukünftig die Rubrik "Bilderrätsel - Was stimmt hier
nicht?" einzuführen. Beginnen möchte ich mit diesem Foto (ein
kleiner Tipp: Der junge Mann, den man von hinten sieht, schaut bereits
sorgenvoll in die richtige Ecke):
Den Gewinner des heutigen Rätsels erwartet
ein Wochenend-Workshop mit unseren Architekten. Und wir machen in der
Zwischenzeit einfach die Mauer ein bisschen höher, dann passt das schon...
Überhaupt muss man sich das Leben einfach nur
passend machen, dann läuft es schon irgendwie. Nachdem ich nun mal wieder ein
bisschen was geschrieben habe, habe ich beschlossen, den Rest der Zeit hier
sinnvoll zu nutzen und alle Folgen von "Breaking Bad" zu schauen, zu
denen es in der Vergangenheit zeitlich nicht gereicht hat. Da es sich dabei um
mindestens 24-Stunden-Dauerfernsehen handelt, kann ich nur hoffen, dass man
mich noch ein Weilchen hier behält.