Mittwoch, 2. Oktober 2013

Endlich wieder Krankenhaus...


Einen Blog zu schreiben ist für mich irgendwie ein bisschen so wie der Besuch eines Fitness-Studios. Am Anfang bin ich total motiviert und habe keinerlei Schwierigkeiten, mir mehrmals pro Woche den nötigen Freiraum zu schaffen, um meiner neuen sportlichen Betätigung nachzugehen. Aber oh weh... kaum sind ein paar Wochen rum (ca. drei bis maximal vier, um ehrlich zu sein), erscheint mir das ganze Unterfangen plötzlich doch viel zu zeitintensiv und anstrengend, zumal man auch nicht wirklich Resultate sieht. Von Sixpack keine Spur, die Bikinifigur nach wie vor in weiter Ferne... da frage ich mich schon, wozu ich mich so schinde, auch wenn ich natürlich absolut und zu jeder Zeit weiß, dass ich völlig unrealistische Vorstellungen habe. Aber mit solchen Ausreden fällt das Aufgeben einfach leichter.

Mit Frenzy-Girl verhält es sich leider ähnlich. Jedes Mal, wenn ich mal wieder etwas geschrieben habe, nehme ich mir vor, dass das jetzt der Kick-Start zu etwas ganz Großem ist, nur um mich eine Woche später voll und ganz im Alltag und dem damit verbundenen täglichen Wahnsinn verloren zu haben. Tschüß Blog, adé Buchprojekt, hallo Realität! Letztere ist in meinem bzw. unserem Fall zwar zweifelsohne mit ein paar Herausforderungen gespickt, aber es muss doch trotzdem möglich sein, zwischen kranken Kindern, Hausaufgabenterror, Kindergeburtstag, Erziehung eines Welpen und einer Dauerbaustelle hin und wieder etwas Zeit frei zu schaufeln, um mal in Ruhe zu schreiben. Dachte ich jedenfalls.  Hat aber nicht funktioniert – bis jetzt. Das Schicksal, sollte es eines geben, hat nämlich mittlerweile festgestellt, dass ich dann am meisten Muse zum Schreiben habe, wenn ich nicht zuhause bin und mich daher ins Krankenhaus verfrachtet. Diesmal nicht als Beisitzer, sondern als Patient. Da ich mit der Uniklinik verständlicherweise eher negative Erfahrungen verbinde, bin ich Gast in einer anderen Einrichtung, in der man sich offensichtlich ebenfalls überlegt hat, dass ganz viel Zeit das ist, was ich nun am meisten benötige. Anders lässt es sich nicht erklären, dass ich nun seit über 24 Stunden darauf warte, mit einem Arzt ein Gespräch darüber zu führen, was mir fehlt und wie es weitergeht. Immerhin habe ich in der Zwischenzeit aber einen Internetzugang erhalten und nutze nun die vielen Stunden, in denen ich hier rumliege, um mal wieder ein paar Gedanken zu virtuellem Papier und Frenzy Girl auf den neuesten Stand zu bringen.

Das wichtigste zuerst: Am vergangenen Freitag ist Lenas letzter Chemoblock zuende gegangen. Keine Infusionen mehr, keine Tabletten mehr, nur noch ein Lungen-CT und dann regelmäßige Kontrollen – so wird es zukünftig hoffentlich aussehen für uns. Dass wir am Freitag mit den Worten „Jetzt geht das Daumen drücken los...“ verabschiedet wurden, versuche ich mal unter dem Stichpunkt „gut gemeint, trotzdem voll daneben“ zu verbuchen. Natürlich beginnt jetzt eine neue Phase in Lenas Krankengeschichte – nämlich die des Abwartens und der Frage, wie ihr Körper es schafft, gänzlich ohne all die Medikamente auszukommen, die in den letzten 18 Monaten ein täglicher Bestandteil ihres Lebens waren. Aber wie immer versuchen wir, das Ganze positiv anzugehen. Wir sind so weit gekommen, das darf man einfach nicht vergessen – egal, wie groß die Sorge und die Angst auch manchmal sein mögen. Insofern haben wir Ende letzter Woche zwar kein Feuerwerk gezündet und es gab auch keine Blaskapelle, aber die Stimmung ist natürlich trotzdem weitgehend heiter.

Darüber hinaus haben wir vor zwei Wochen die Familie vergrößert. Malou hat eine kleine Schwester bekommen.




Wie sich unschwer erkennen lässt, handelt es sich bei der jungen Dame nicht um einen Golden Retriever, sondern um einen Terrier.  Nach anfänglichen Eifersüchteleien hat Malou die kleine Lotti in ihr Herz geschlossen und sich auch an die Tatsache gewöhnt, auf die mich mein Mann bereits im Vorfeld mehrfach aufmerksam gemacht hat: Kleiner Hund = großes Ego. 
Nachdem ich mich nun bereits seit acht Jahren mehr oder weniger erfolglos an der Erziehung meines zweibeinigen Terriers Leonard versuche, bin ich gespannt, was das Leben mit Lotti so alles mit sich bringen wird. Zur Zeit steht das Thema Stubenreinheit ganz oben auf der Liste - etwas, was mir schon bei meinen Kinder großen Spaß gemacht hat. Zusätzlich betätige ich mich bei beiden Hunden als Tierärztin, da Malou sich auf einem ihrer Streifzüge durch den Wald einen unangenehmen Parasit eingefangen hat, der mich ein paar Tage und Nächte auf Trab gehalten hat. Mittlerweile haben wir das Problem aber wieder im Griff, was schon insofern gut ist, als dass ich dadurch mehr Zeit habe, mich um unsere Dauerbaustelle zu kümmern.

Auch knapp zehn Monate nach unserem Einzug stehen wir und vor allem unsere Handwerker tagtäglich vor neuen Herausforderungen. Aus aktuellem Anlass denke ich darüber nach, an dieser Stelle zukünftig die Rubrik "Bilderrätsel  - Was stimmt hier nicht?" einzuführen. Beginnen möchte ich mit diesem Foto (ein kleiner Tipp: Der junge Mann, den man von hinten sieht, schaut bereits sorgenvoll in die richtige Ecke):




Den Gewinner des heutigen Rätsels erwartet ein Wochenend-Workshop mit unseren Architekten. Und wir machen in der Zwischenzeit einfach die Mauer ein bisschen höher, dann passt das schon...

Überhaupt muss man sich das Leben einfach nur passend machen, dann läuft es schon irgendwie. Nachdem ich nun mal wieder ein bisschen was geschrieben habe, habe ich beschlossen, den Rest der Zeit hier sinnvoll zu nutzen und alle Folgen von "Breaking Bad" zu schauen, zu denen es in der Vergangenheit zeitlich nicht gereicht hat. Da es sich dabei um mindestens 24-Stunden-Dauerfernsehen handelt, kann ich nur hoffen, dass man mich noch ein Weilchen hier behält.