Donnerstag, 13. Juni 2013

Und täglich grüßt das Murmeltier

Falkenstein im Taunus mag vielleicht nicht Punxsutawney in Pennsylvania sein, aber ansonsten sind die Parallelen zwischen dem wunderbaren Film "Groundhog Day" mit Bill Murray und meinem Leben leider nicht zu leugnen. Genau wie Murrays Alter Ego Phil Connors hänge ich seit geraumer Zeit in einer Zeitschleife fest. Ich wache jeden Morgen auf und egal, was ich auch tue - irgendwie lande ich am Ende immer mit einem der Kinder beim Arzt oder im Krankenhaus.

Am Dienstag wurde Leonard auf dem Weg von der Schule zurück nach Hause von einem Hund angefallen und ziemlich heftig in den Oberschenkel gebissen. Mal abgesehen von dem großen Schreck und den Schmerzen hat uns dieser Vorfall einen Tollwut-Impfmarathon beschert, der gestern einen ersten Höhepunkt in der Notaufnahme der Uniklinik erreichte. Drei Stunden Wartezeit, gekrönt von sechs Spritzen - da kann man nicht meckern. Leo deklarierte den Tag als "den schlimmsten seines Lebens" und ich fand ihn auch nicht wirklich viel besser. Da sich der Besitzer des Hundes leider nicht sehr kooperativ zeigt und sich bislang nur ermitteln ließ, dass es sich bei dem bissfeudigen Exemplar um ein scheinbar ungeimpftes Mitbringsel aus Spanien handelt, steht zu befürchten, dass Leo diese Prozedur noch weitere fünf Male über sich ergehen lassen muss, denn eine Tollwutimpfung ist eine ziemlich langwierige Angelegenheit. 

All das betrübt mich sehr und verursacht bei mir einen mehr als leichten Anflug von schlechter Laune. Und da zeigt sich, dass mein Leben dann leider doch kein Film ist. Wo nämlich Bill Murray fluchen, schimpfen und die Sau rauslassen kann, als gäbe es kein Morgen (und das gibt es in dem Film ja tatsächlich eine ganze Weile lang nicht), bin ich doch leider etwas eingeschränkter in der Auswahl meiner Verhaltensweisen. Wie gerne hätte ich der unfreundlichen Schabracke in der Notaufnahme mal gesagt, was ich von ihr halte, nachdem sie mich nach drei Stunden Wartezeit mit der Erklärung absnobbte, wir müssten eben warten - es gäbe schlimmere Fälle als einen Hundebiss. Tatsächlich? Wer hätte das gedacht? Manchmal ist es wirklich schwierig, die Fassung zu bewahren. Kürzlich hatte ich eine geradezu epische Auseinandersetzung mit einem Parkwächter vor der Tagesklinik, die fast mit meiner Festnahme geendet hätte. Warum kann man nicht einfach mal so richtig ausflippen, wenn das Leben so oft so scheiße ist? (Naja, vielleicht nicht gleich das ganze Leben, aber zumindest die Umstände...) Statt immer schön höflich und freundlich zu bleiben, würde ich dem Typen mit seinem Hund am liebsten so richtig eine reinhauen, aber das muss ich mir leider für ein andermal aufheben, denn ich will, dass er mit seiner Töle wenigstens zum Tierarzt geht, damit wir wissen, was Sache ist. I am not amused!

Ansonsten kann ich aber berichten, dass alles andere soweit in Ordnung ist. Nächste Woche wartet mal wieder ein Chemoblock auf uns, aber so langsam können wir die verbleibenden Blöcke an zwei Händen abzählen. Wenn alles gut geht, gehören sowohl die intravenösen Chemogaben sowie die Unmengen an täglichen Tabletten im Oktober der Vergangenheit an. Zwar werden wir noch oft und regelmäßig zu Blutkontrollen in die Klinik müssen, aber trotzdem ist eine bedeutende Entspannung im täglichen Leben in greifbare Nähe gerückt. Jetzt muss sich das Schicksal einfach nur noch dazu durchringen, uns mal für eine längere Zeit ausschließlich schöne Brocken hinzuschmeißen. 

Ich für meinen Teil bin bereit!