Grundgütiger!
Kann es sein, dass ich vergangenes Jahr lediglich drei Blogeinträge fabriziert habe? DREI??? Es scheint allerdings zu stimmen, ich habe nachgezählt. Und bei dieser überschaubaren Zahl ist es auch relativ unwahrscheinlich, dass ich mich verzählt habe, also muss ich der Wahrheit ins Auge blicken. Das war nichts, Frenzy Girl!
Da es in diesem Jahr natürlich nicht so weitergehen kann, sehe ich mich
gezwungen, am heutigen Tag der
Jogginghose ein paar Sätze zu produzieren, anstatt mich faul auf dem Sofa
zu wälzen. Dabei ist das ja vermutlich der tiefere Sinn hinter der Erfindung
eines solchen Tages. Der Muttertag leuchtet mir genauso ein wie der Weltgesundheitstag (7. April) oder der Internationale Kinderkrebstag (15.
Februar), von mir aus sogar der Tag der
Minzschokolade (19. Februar). Aber ein extra Tag nur für Jogginghosen? Für
mich bedeutet das ganz klar, dass man an diesem Datum den ganzen Tag gar nichts
tut und in ausgeleierten Sporthosen faul in der Gegend rumlungert. Es mag
sicherlich Menschen geben, die das etwas anders interpretieren und als
Aufforderung betrachten, sich 24 Stunden lang nur joggend durch den Tag bzw. die
Nacht zu bewegen, aber das ist ja zum Glück alles reine Auslegungssache. Ich
mache heute weder das eine noch das andere, sondern stelle mich wie gewohnt in
Jeans und Strickjacke den Herausforderungen, die das Leben im Taunuscamp an Tag
5 für mich bereithält. Und ich schreibe ein paar Sätze, damit mein Blog nicht komplett einrostet.
Nachdem
ich ja vorgestern ziemlich rum lamentiert habe, muss ich heute einräumen, dass
ich eigentlich doch nicht so gerne mit den Z-Promis in Australien tauschen
möchte. Ich habe zwar immer noch keine Folge des Urwalddramoletts geschaut, aber
wie ich der Presse entnehmen kann, verpasse ich nicht viel. Es scheint relativ
langweilig zu sein, was ich von meinem Leben ja nicht gerade behaupten kann.
Zum Essen gibt es für die Dschungel-Prüflinge Kamelpenis und das Ejakulat von
Busch-Schweinen, wozu ich gerne und aus vollem Herzen „Nein, danke“ sagen möchte. Es gibt Dinge im Leben, auf die verzichtet man einfach gerne. Ich
möchte auch nicht die Bekanntschaft von Patricia Blanco oder Walter Freiwald
machen, wobei letzterer mich eventuell bei der Jobsuche inspirieren könnte.
Scheinbar hat sich Herr Freiwald via RTL für das Amt des Bundespräsidenten
empfohlen. Sollte daraus etwas werden, muss ich meine Einstellung zum
Dschungelcamp noch einmal überdenken.
Bis
es soweit ist, könnte ich ja schon mal überlegen, welchen beruflichen
Herausforderungen ich mich gerne stellen würde. Das Problem ist, dass ich
ziemlich viel so halb kann, aber nicht wirklich viel so richtig. Ich kann zum
Beispiel ziemlich gut kochen, aber in der Küche eines professionellen
Restaurants würde ich mich kaum länger als eine Woche behaupten können. Ich bin
auch eine 1a-Krankenschwester, wie ich letzte Woche bei einem Kurzaufenthalt
mit Emilia in der Notaufnahme der Uniklinik mal wieder unter Beweis stellen
durfte. Aber für eine Daueranstellung reichen meine Qualifikationen dann wohl
doch nicht aus. Ich finde auch, dass ich eine geradezu herausragende
Autofahrerin bin, aber die Aussicht, mich ein Jahr als quasi Fahrlehrerin neben
sich im Auto sitzen zu haben, hält Lena zur Zeit noch ganz klar davon ab, mit
dem Führerschein zu beginnen. Ich kann Haare schneiden, Nägel lackieren und
Wände verputzen. Ich habe schon mal Fliesen verlegt und Tapeten geklebt und ich
weiß, wie man mit einer Bohrmaschine umgeht. Ich kenne mich gut mit Computern
aus und bekomme keine Herz-rhythmusstörungen beim Anblick eines
Sicherungskasten. Ich bin also im Großen und Ganzen eine ganz durchschnittliche
Hausfrau. Kann ich damit auch Bundespräsident werden? Und falls ja, stellt sich
die Frage, ob ich für dieses Amt überhaupt genug Zeit habe. Ich schaffe ja noch
nicht mal einen Blog-Eintrag pro Woche, geschweige denn einen pro Tag. Für
vieles andere bin ich wahrscheinlich schon fast zu alt. Ich denke zwar oft,
dass ich gerne in meinen alten Beruf zurückkehren würde, aber mal abgesehen
davon, dass ich mich durch die Situation mit Lena im Grunde gar nicht ernsthaft
auf irgendetwas würde festlegen können, sind gute Jobs beim Fernsehen
Mangelware und nur äußerst schwer zu kriegen. Womit wir wieder beim
Dschungelcamp als Arbeitsbeschaffungsmaßnahme wären. Vierzehn Tage Maden
fressen für ein wenig mediale Aufmerksamkeit… Ach nein! Das ist eine ebenso unschöne Vorstellung wie die Kamel-Genitalien.
Ich
kann es drehen und wenden, wie ich will – wenn ich eines Tages noch einmal auf dem Jahrmarkt der Jobeitelkeiten bestehen möchte, muss ich wohl vorher ein Buch schreiben oder diesen Blog zum Explodieren bringen, auch
wenn ich grässliche Angst vorm Scheitern habe. Aber wenn ich es nicht versuche,
wie kann ich dann wissen, ob ich nicht vielleicht doch das Talent dazu gehabt
hätte? Außerdem muss ich dafür noch nicht einmal mein Taunuscamp verlassen,
außer natürlich, um mich alle paar Tage den (Krankenhaus)-Prüfungen zu stellen.
Ansonsten kann ich zuhause bleiben, schreiben und den ganzen Tag in
Jogginghosen rumlaufen. Sieht dann ja eh keiner.
Ich
setze mir jetzt einfach mal eine kleine Deadline, zu der ich mir selbst anerkennend auf die Schulter klopfen möchte, weil ich regelmäßig geschrieben habe – und zwar meinen Geburtstag. Das wäre dann der 30.6.,
der Internationale Inkontinenztag. Kein
Witz. Leider!