Freitag, 2. November 2012

To blog or not to blog, Teil 2

Ob und was man in einem Blog schreibt und damit als persönliche Information praktisch der gesamten Welt zur Verfügung stellt, ist ohne Zweifel etwas, worüber sich trefflich streiten lässt. 
Anfang der Woche fragte mich eine Freundin, die ich lange Zeit nicht gesehen hatte, weshalb ich mich in dieser Art und Weise mitteilen würde und erzählte mir, dass mein Blog bei vielen Menschen in ihrer näheren Umgebung auf absolutes Unverständnis gestoßen sei. Das war ehrlich gesagt das erste Mal seit des "Frenzy Girl"-Launches, das mir eine solche Frage gestellt wurde, aber sie ist natürlich absolut berechtigt. Wenn man an die Öffentlichkeit geht, muss man mit Gegenwind und Kritik rechnen - das war auch schon in meiner Zeit beim Fernsehen so, wenngleich ich einräumen muss, dass ich keine Meisterin darin bin, kritische Anmerkungen nonchalant wegzustecken. Aber ich bin ja noch jung, das lerne ich vielleicht noch.... ;-)
Wie dem auch sei - Fragen sind dazu da, um beantwortet zu werden, also versuche ich es mal.
Ich habe mich aus unterschiedlichen Gründen dazu entschieden, meine unmittelbare, mittelbare und auch weiter entfernte Umgebung mithilfe eines öffentlichen Blogs auf dem Laufenden zu halten. 
Natürlich habe ich als allererstes mit Lena gesprochen, bevor ich "Frenzy Girl" aus der Taufe gehoben habe. Hätte sie etwas dagegen gehabt, so gäbe es diesen Blog heute gar nicht, zumindest nicht in dieser Form. Ich bin mir der Verantwortung, die ich gegenüber ihr und all den Informationen habe, die ich preisgebe, absolut bewusst. 
Blogs gibt es darüber hinaus wie Sand am Meer und dementsprechend sind Lena und ich im Verlauf ihrer Krankheit über das ein oder andere Exemplar gestolpert, das uns hilfreich und tröstlich erschien und uns geholfen hat, neuen Mut zu schöpfen. Warum also sollten wir nicht versuchen, etwas ähnliches zu erschaffen, selbst wenn es vielleicht nur extrem wenige Menschen gibt, denen unsere spezielle Geschichte bzw. der Umgang mit derselbigen an irgendeinem Punkt helfen kann, zum Beispiel dadurch, dass man, ohne sich zu kennen, das gleiche Schicksal teilt? Einen Menschen gibt es auf jeden Fall, für den das Schreiben des Blogs ungeheuer hilfeich ist - und dabei handelt es sich um meine Wenigkeit. Selbst ist die Frau, liebe Freunde! Schreiben ist Therapie, jedenfalls für mich.

Ich habe keine Ahnung, von wem diese Weisheit stammt, aber sie ist definitiv nicht von der Hand zu weisen. Natürlich ist das, was ich schreibe, nicht immer witzig oder humorvoll, aber ich bemühe mich, der allgegenwärtigen Bedrohung - wenn möglich - mit einem sarkastischen Lächeln im Gesicht zu begegnen bzw. auch teilweise noch so unangenehmen Situationen einen gewissen Witz abzutrotzen. Das macht vieles leichter.
Außerdem diszipliniert einen das Schreiben. Weil ich weiß, dass der Blog gelesen wird und für viele unserer Freunde die Hauptinformationsquelle bezüglich Lenas aktuellem Gesundheitszustand ist, bin ich quasi "gezwungen", mehr oder weniger regelmäßig etwas zu schreiben. Diejenigen, die mich wirklich gut kennen, wissen, dass es einer meiner größten Wünsche ist, irgendwann mal etwas "Richtiges" zu veröffentlichen bzw. das Schreiben zu meinem Hauptberuf zu machen. Aber zur Zeit habe ich ehrlich gesagt keine Ahnung, womit ich etwa ein Buch füllen könnte, das mehr als 50 Menschen interessiert und das nicht á la Bettina Wulff zerrissen wird und als Ladenhüter in den Regalen verstaubt. Außerdem mangelt es mir an Durchhaltevermögen. Dementsprechend ist das Schreiben von "Frenzy Girl" eine schöne Fingerübung für mich, die mich daran erinnern soll, was ich mir für die Zukunft vorgenommen habe und die vielleicht irgendwann doch noch mal zu mehr führt.
Dafür nehme ich auch gerne den Nachteil in Kauf, dass ich meine eigene Meinungsfreiheit aus diplomatischen Gründen hin und wieder beschneiden muss. Wenn ich mich mal wirklich richtig auskotzen möchte, kann ich das immer noch bei meinen engsten Freundinnen tun oder eine Person, die ich aufgrund ihres Verhaltens einfach nur verabscheuenswürdig finde, bei Facebook blocken. Ist jüngst geschehen und war ungeheuer befreiend! Lenas Erkrankung hat mich dazu  ermutigt, öfters mal darüber nachzudenken, wer und was mir gut tut und was nicht.
In diesem Sinne...