Ob und was man in
einem Blog schreibt und damit als persönliche Information praktisch der
gesamten Welt zur Verfügung stellt, ist ohne Zweifel etwas, worüber sich
trefflich streiten lässt.
Anfang der Woche
fragte mich eine Freundin, die ich lange Zeit nicht gesehen hatte, weshalb ich
mich in dieser Art und Weise mitteilen würde und erzählte mir, dass mein Blog
bei vielen Menschen in ihrer näheren Umgebung auf absolutes Unverständnis
gestoßen sei. Das war ehrlich gesagt das erste Mal seit des "Frenzy
Girl"-Launches, das mir eine solche Frage gestellt wurde, aber sie ist
natürlich absolut berechtigt. Wenn man an die Öffentlichkeit geht, muss man mit
Gegenwind und Kritik rechnen - das war auch schon in meiner Zeit beim Fernsehen
so, wenngleich ich einräumen muss, dass ich keine Meisterin darin bin,
kritische Anmerkungen nonchalant wegzustecken. Aber ich bin ja noch jung, das
lerne ich vielleicht noch.... ;-)
Wie dem auch sei -
Fragen sind dazu da, um beantwortet zu werden, also versuche ich es mal.
Ich habe mich aus
unterschiedlichen Gründen dazu entschieden, meine unmittelbare, mittelbare und
auch weiter entfernte Umgebung mithilfe eines öffentlichen Blogs auf dem Laufenden zu halten.
Natürlich habe ich
als allererstes mit Lena gesprochen, bevor ich "Frenzy Girl" aus der
Taufe gehoben habe. Hätte sie etwas dagegen gehabt, so gäbe es diesen Blog
heute gar nicht, zumindest nicht in dieser Form. Ich bin mir der Verantwortung,
die ich gegenüber ihr und all den Informationen habe, die ich preisgebe,
absolut bewusst.
Blogs gibt es darüber hinaus wie Sand
am Meer und dementsprechend sind Lena und ich im Verlauf ihrer Krankheit über
das ein oder andere Exemplar gestolpert, das uns hilfreich und tröstlich
erschien und uns geholfen hat, neuen Mut zu schöpfen. Warum also sollten wir
nicht versuchen, etwas ähnliches zu erschaffen, selbst wenn es vielleicht nur
extrem wenige Menschen gibt, denen unsere spezielle Geschichte bzw. der Umgang
mit derselbigen an irgendeinem Punkt helfen kann, zum Beispiel dadurch, dass
man, ohne sich zu kennen, das gleiche Schicksal teilt? Einen Menschen gibt es
auf jeden Fall, für den das Schreiben des Blogs ungeheuer hilfeich ist - und dabei handelt es sich um meine Wenigkeit. Selbst ist die Frau, liebe Freunde! Schreiben ist Therapie,
jedenfalls für mich.
Ich habe keine
Ahnung, von wem diese Weisheit stammt, aber sie ist definitiv nicht von der
Hand zu weisen. Natürlich ist das, was ich schreibe, nicht immer witzig
oder humorvoll, aber ich bemühe mich, der allgegenwärtigen Bedrohung - wenn
möglich - mit einem sarkastischen Lächeln im Gesicht zu begegnen bzw. auch
teilweise noch so unangenehmen Situationen einen gewissen Witz abzutrotzen. Das macht vieles leichter.
Außerdem diszipliniert einen das Schreiben. Weil ich weiß, dass der Blog gelesen wird und für viele unserer Freunde die Hauptinformationsquelle bezüglich Lenas aktuellem Gesundheitszustand ist, bin ich quasi "gezwungen", mehr oder weniger regelmäßig etwas zu schreiben. Diejenigen, die mich wirklich gut kennen, wissen, dass es einer meiner größten Wünsche ist, irgendwann mal etwas "Richtiges" zu veröffentlichen bzw. das Schreiben zu meinem Hauptberuf zu machen. Aber zur Zeit habe ich ehrlich gesagt keine Ahnung, womit ich etwa ein Buch füllen könnte, das mehr als 50 Menschen interessiert und das nicht á la Bettina Wulff zerrissen wird und als Ladenhüter in den Regalen verstaubt. Außerdem mangelt es mir an Durchhaltevermögen. Dementsprechend ist das Schreiben von "Frenzy Girl" eine schöne Fingerübung für mich, die mich daran erinnern soll, was ich mir für die Zukunft vorgenommen habe und die vielleicht irgendwann doch noch mal zu mehr führt.
Dafür nehme ich auch gerne den Nachteil in Kauf, dass ich meine eigene Meinungsfreiheit aus diplomatischen Gründen hin und wieder beschneiden muss. Wenn ich mich mal wirklich richtig auskotzen möchte, kann ich das immer noch bei meinen engsten Freundinnen tun oder eine Person, die ich aufgrund ihres Verhaltens einfach nur verabscheuenswürdig finde, bei Facebook blocken. Ist jüngst geschehen und war ungeheuer befreiend! Lenas Erkrankung hat mich dazu ermutigt, öfters mal darüber nachzudenken, wer und was mir gut tut und was nicht.
In diesem Sinne...