Freitag, 7. September 2012

Havarie

Da Lena ja mittlerweile seit sieben Monaten nicht mehr in die Schule geht, habe ich beschlossen, mich zumindest teilweise ganz persönlich um ihre Bildung zu kümmern - und zwar mit Hilfe unseres Fernsehers bzw. mit diversen DVDs. Nachdem wir uns im Fach Biologie nun längere Zeit und in epischer Breite dem Thema Aufklärung gewidmet haben (besonders empfehlen kann ich diesbezüglich übrigens folgende Filme: Keinohrhasen, Zweiohrküken, Wie ausgewechselt, Crazy Stupid Love und natürlich alle Folgen von Sex and the City), ist nun Geschichte dran. Anlässlich der bevorstehenden Präsidentschaftwahlen in den USA habe ich mich für den TV-Mehrteiler Die Kennedys entschieden und diesen käuflich erworben. Mal abgesehen davon, dass bei den Kritiken von verheerend bis euphorisch so ziemlich alles dabei war und seit John F. Kennedys Präsidentschaft durchaus etwas Zeit vergangen ist, arbeitet die Serie in gerade mal acht Folgen schlappe 30 Jahre (1938 - 1968) amerikanische und außenpolitische Zeitgeschichte ab, was Lena ja weiß Gott nichts schaden kann - nach all dem Aufklärungsunterricht.
Jedenfalls haben wir gestern Abend mit unserer geschichtlichen Zeitreise begonnen. Im Rahmen meiner inhaltlichen Vorbereitung bin ich dabei auf folgende Information gestoßen: Bekanntermaßen war Kennedys Witwe Jackie von 1968 bis 1975 mit dem griechischen Reeder Aristoteles Onassis verheiratet. Offensichtlich verbrachte Jackie aber deutlich zuviel Zeit mit dem Thema Shopping, was ihr von ihrem Ehemann den wenig schmeichelhaften Spitznamen Supertanker einbrachte, da er meinte, dass ihn Jacqueline genauso viel kosten würde wie der Kauf eines Schiffes. Was soll man dazu sagen? Wenn Jackie O. ein Supertanker war, dann sind Lena und ich eindeutig die Costa Concordia. Zur Zeit liegen wir in Frankfurt auf Grund. Alleine unsere Arzt- und Apothekenrechnungen gehen momentan in die Zehntausende - pro Woche. KEIN WITZ!!!! Hinzu kommen ganz aktuell die Kosten für einen funkelniegelnagelneuen Massagesitz sowie ein Fußbad-Massagegerät, mit denen ich versuche, zuhause Day-Spa-Atmosphäre zu verbreiten. Außerdem neue Schuhe und Klamotten (für Mutter und Tochter, damit alles nicht so schrecklich ist), eine Platin-Mitgliedschaft bei Lovefilm, Amazon und Net-a-porter sowie hin und wieder eine Flasche Champagner als Ersatz für meine rosarote Brille, die ich irgendwo verlegt habe. 
Ach, Aristoteles, Du hattest ja keine Ahnung. Anstatt die Scheidung einzureichen und dabei einem Herzinfarkt zu erliegen, hättest Du Deine Jackie lieber mal machen lassen. Aus gesundheitlicher Sicht wäre das jedenfalls eindeutig besser für Dich gewesen - und dass Gesundheit das höchste Gut des Menschen ist, egal ob Supertanker oder Fischkutter, wissen wir ja nicht erst seit gestern. Die Erkenntnis, dass man sich für Geld zwar vieles kaufen kann, nur eben keine Gesundheit, ist ebenfalls nicht neu. Trotzdem bin ich mehr als dankbar dafür, dass wir die Möglichkeit haben, uns das Drumherum so schön wie möglich zu machen - welch ein Privileg. Dafür danke ich in erster Linie meinem Mann. Und wenn es sein muss, von mir aus auch dem lieben Gott. Der hat zwar ansonsten ziemlich viel Mist gebaut in der letzten Zeit, aber immerhin lässt er uns nicht verhungern - und das ist ja auch ganz nett von ihm. 
AMEN!