Mittwoch, 5. September 2012

Another day in paradise...

Wahrscheinlich waren Lena und ich bis gestern Abend so ziemlich die einzigen Menschen in Deutschland oder gar Europa, die den wunderbaren Film Ziemlich beste Freunde noch nicht gesehen hatten, aber diesen Missstand haben wir nun endlich behoben. Nach Erin Brockovich, Soul Surfer, Moneyball, Slumdog Millionaire und Julie and Julia ist das der sechste, auf einer wahren Geschichte beruhende Film, den wir uns angeschaut haben und er wandert direkt auf Platz 1 unserer aktuellen Filmcharts. Heute Abend steht Soul Kitchen auf dem Programm. Der ist zwar fiktiv, soll dafür aber auch sehr witzig sein.

Vorher müssen wir aber noch die mittlerweile wahrscheinlich dreitausendste Lumbalpunktion hinter uns bringen und das ist weniger witzig, da wir hier schon wieder seit Stunden in der Klinik rumhängen und warten und absolut NICHTS passiert. Wahrscheinlich muss ich noch ein paar Jahre älter werden, bevor sich mir das Prinzip erschließt, Kinder morgens in aller Herrgottsfrühe einzubestellen, um sie dann stundenlang ohne etwas zu Essen oder zu Trinken warten zu lassen. Da der Eingriff unter Narkose durchgeführt wird, muss Lena nüchtern bleiben. Ich hingegen könnte durchaus einen kleinen Frühstückskorn gebrauchen. Nach der Punktion muss Lena nämlich noch mindestens sechs Stunden absolut still- und flachliegen - und mit irgendwas muss man sich hier ja die Zeit vertreiben. 

Ich wünschte, ich könnte besser gelaunt sein und mich dafür weniger ärgern, da ich ja sowieso nichts an der Situation ändern kann, aber diebezüglich bin ich absolut unfähig. Zu Beginn von Lenas Krankheit dachte ich noch, ich würde nun ein ganz anderer Mensch werden - gelassen, ruhig und geduldig, da ja alles, worüber ich mich normalerweise gerne aufrege, eine absolute Lappalie ist gegen das, was nun unser Leben bestimmt. Doch das war leider ein absoluter Trugschluss. Ich werde immer grantiger und könnte selbst bei der kleinsten Kleinigkeit ausflippen, aber irgendwohin muss ich wahrscheinlich mit meinen Aggressionen. Ich habe auf jeden Fall größtes Verständnis für Gerard Depardieu, der seinen Mitstreitern im Straßenverkehr die elementaren Verkehrsregeln ja gerne mal mittels ein paar ordentlicher Ohrfeigen beibringt. 

Aber was soll's? Hauptsache, wir können heute Abend nach Hause und müssen hier nicht wieder einziehen. Wenn ich an den fünften Chemoblock denke und daran, was dann wieder alles auf mein armes Kind zukommt, macht ein kleiner Schnaps erst recht Sinn... CHEERS!