Donnerstag, 7. Februar 2013

HO(spital) HO(pping)

Soviel zum Thema "Dem Blog neues Leben einhauchen" (siehe Blogeintrag vom 4. Januar)...

Was Leukämie, Intensivchemotherapie und mittlerweile fast 12 Monate mehr oder weniger durchgängiger Aufenthalt in der Klinik, kombiniert mit ständigen Rückschlägen wie Lungenaspergillosen und Gürtelrose nicht geschafft haben, ist nun ein paar einsamen Umzugskartons, Leonards Windpocken und einer Klinikeinlieferung von Lenas Vater gelungen - nämlich, mich zum Schweigen zu bringen. 
Ein bisschen Schuld tragen übrigens auch Bettina Wulff und ihr unsägliches Buch, das ich während unseres letzten Krankenhausaufenthaltes Anfang Januar aus lauter Verzweiflung und dem Wunsch, mitreden zu können, tatsächlich gelesen habe. Soviel Schrott macht erstmal sprachlos, soviel steht fest, aber ich wäre ja nicht ich, wenn ich mich davon nicht relativ schnell wieder erholt hätte. 
Doch kaum hatte ich die Sprache wiedergefunden, präsentierte mir Leonard trotz einer 1a-Impfung beim Kinderarzt eine beeindruckende Ansammlung von Varizellen, im Volksmund auch Windpocken genannt - ein großer Spaß für die ganze Familie! Leider fanden Lenas Ärzte das Ganze nicht so lustig und ordneten eine sofortige räumliche Trennung aller Kinder an. Nichts leichter als das... Zum Glück haben wir ja noch unser altes Zuhause in Frankfurt. Und gegen zwei Umzüge in vier Wochen kann nun wirklich niemand etwas sagen. 
Nach anderthalb Wochen befanden sich Leos Windpocken glücklicherweise wieder auf dem Rückmarsch und auch sonst schien alles ruhig, weshalb Ralf und ich vergangenes Wochenende nach Berlin reisten, wo wir vier Tage lang Gastgeber auf einer Veranstaltung für etwa 180 Gäste waren. Eigentlich hätte uns das Beschäftigung genug sein können, aber da hatten wir die Rechnung leider ohne den (Katastrophen)Wirt gemacht. Unser Leichtsinn wurde prompt bestraft - und zwar in Form einer ernsthaften Erkrankung Philipps (Lenas Papa), der das Wochenende statt bei uns zunächst im Operationssaal des städtischen Klinikums Frankfurt-Höchst verbrachte und seitdem von dort einen imposanten Blick auf die Frankfurter Skyline genießt. Dementsprechend verbringen Lena und ich diese Woche mit einer neuen Trendsportart - dem Hospital-Hopping. Mittags in die Uniklinik zur Chemotherapie, danach ins Krankenhaus Höchst. Das einzig positive daran ist die Erkenntnis, dass das Essen dort auch nicht besser ist als bei uns auf der Station...
Was soll man also dazu sagen? Am besten gar nichts! Wäre unser Leben Gegenstand eines Drehbuches, wäre der verantwortliche Autor zweifelsohne längst wegen völliger Unglaubwürdigkeit gefeuert worden. Weniger ist bekanntlich mehr - warum hat sich das noch nicht bis in unsere Schicksalszentrale herumgesprochen? Man kann das Unglück viel besser genießen und auskosten, wenn es ein wenig für sich steht und nicht in so geballter Form daherkommt.
Zum Glück hat mir meine liebe Freundin Eva gestern eine Hamsa geschenkt, die zukünftig bitte alles Böse von uns fernhalten möge.


Aus diesem Grund habe ich auch beschlossen, endlich mal wieder etwas in verbaler Form von mir zu geben - zum einen als kleine Inhaltsangabe einer der Kurzgeschichten, die unser Leben schreibt, zum anderen als ganz klare Kampfansage an alle kleinen, mittleren und großen Katastrophen, die vielleicht schon wieder unterwegs nach Falkenstein sind. Ihr könnt umdrehen, Leute! Hier hängt jetzt die Hand Gottes und sorgt dafür, dass Ihr bei uns keinen Blumenpott mehr gewinnen könnt. Adios amigos, au revoir, adio per sempre! Ihr könnt uns mal!

In diesem Sinne - Kölle alaaf...